DIE US-SERIE HOMELAND WIRD HIER BEI UNS GEDREHT
: Von wegen „Berlin is over“

VON DORIS AKRAP

Berlin funktioniert. Es hat zwar keinen neuen Flughafen, kein Geld, keinen S-Bahnhof Warschauer Brücke, aber Claire Danes alias Carrie Mathison kommt trotzdem.

Es ist offiziell: Die nächste Staffel der Erfolgsserie Homeland wird tatsächlich nicht nur in Babelsberg gedreht, sondern auch in Berlin spielen und Carrie nicht mehr für die CIA, sondern für einen privaten Berliner Sicherheitsdienst arbeiten und der Bundesnachrichtendienst dabei eine Rolle spielen.

Im Kern soll es weiterhin um den „Mittleren Osten“ und den „War on Terror“ gehen. Ist das der Beleg dafür, dass Gawker und New York Times falsch lagen mit ihrer Diagnose, dass Berlin over ist? Ist die Nachricht, dass die fünfte Staffel die erste sein wird, die auch an dem Ort spielt, an dem sie gedreht ist, ein gutes Zeichen für diese Stadt?

Was könnte hier so aufregend sein wie in Bagdad, Kabul oder Islamabad? Ist der private Sicherheitsdienst nur Tarnung für die NSA? Wird Carrie den BND unterwandern? Eine Affäre mit Thomas de Maizière anfangen? Ihn damit zu Fall bringen? Wird sie den Dialog zwischen Homosexuellen und Muslimen in der Neuköllner Sehitlik Moschee bewachen? Im Berghain nach Schläfern suchen? Beim Mitternachtsschwimmen im Ramadan durchs Prinzenbad kraulen, einem IS-Rekruten auf den Fersen? Wird sie im letzten Moment mit ihrem Sicherheitsdienst in Brandenburg anrücken und dafür sorgen, dass das aus Sicherheitsgründen abgesagte Beelitzer Spargelfestival doch noch stattfinden kann? Wird sie Masern-Partys mit der Prenzl’- schwäbin feiern? Und Baby Franny Agatha nennen, um einen Kita-Platz zu kriegen? Wird sie die Wasserhähne im zukünftigen BND-Hauptquartier klauen und den Haupthahn aufdrehen? Wird sie beim Bürgeramt einen Termin vor Juni kriegen? Werden wir sie bei ihrer monatelangen Suche nach einer schönen Wohnung am Görlitzer Park mit abgezogenen Dielen, Flügeltüren und Fenster im Bad bis 1.000 Euro Miete begleiten? Wird sie in eine Rollkoffergruppe schießen? Rhabarber- statt Weißweinschorle trinken? So elegant und flink einen Turbanträger auf dem Myfest verfolgen wie sonst in den Straßenschluchten und Basaren des Mittleren Ostens? Wird Carrie in das „Bundesamt für Verfassungsschutz – Abteilung 6, Islamismus und islamischer Terrorismus“ in der Schlesischen Straße in Treptow einbrechen? Mit Hilfe der Jugendgangs SchlesiGirls oder 36Boys? Laut rufend: „Get the fuck out of here, you fuckin terrorists!“

Oder holt sie sich dazu den ehemaligen Kölner Bürgermeister Fritz Schramma zur Hilfe, der 2006 gegen den Umzug der Behörde von Köln nach Treptow mit den Worten protestiert hatte: „Wir werden auf allen Ebenen aktiv werden, um einen solchen Umzug zu verhindern.“

All diese möglichen Plots können den eigentlichen Grund für Carries Berlin-Umzug nicht verdecken. Carrie, vergöttert und verspottet, hat ja dieses kleine Drogenproblem, ist voll auf Pharmazeutika wegen ihrer Bipolarität. Sie muss raus aus ihrem Job als CIA-Agentin, um halbwegs mit sich selbst zu Recht zu kommen. Das hat man ihr ja nun schon öfter gesagt. Was also läge da näher als nach Berlin zu gehen? Denn es gibt ja Vorbilder: David Bowie, der 1976 hierher kam, nicht weil es so cool war, sondern weil er von den Drogen wegkommen wollte. Berlin als Freiluft-Heilanstalt. What the fuckin’ fuck …!