ANNA KLÖPPER DER WOCHENENDKRIMI
: Steigende Fallhöhe

Der Tod heißt im Krankenhaus „Shutdown“. Ein kleiner Wisch mit dem Zeigefinger auf einem Computerbildschirm macht den Unterschied zwischen Leben (Regler nach links) und Tod (Regler nach rechts), die Herz-Lungen-Maschine piepst noch mal, dann ist Ruhe, und der junge Basejumper ist tot. Irgendwer hatte sich mit der Schere an seinem Fallschirm zu schaffen gemacht, die Schwerkraft hatte leichtes Spiel. Aber welche niederen Beweggründe mögen ihr geholfen haben? Eine Beziehungstat, oder ging’s doch mal wieder um Geld?

Ja, die Schwerkraft, sie zerrt mal wieder ganz ordentlich an allen Beteiligten im neuen Dortmunder „Tatort“: Kommissarin Bönisch (Anna Schudt) sorgt sich um ihren Sohn, der sich seit Tagen nicht meldet. Ko-Ermittler Nora Dalay (Aylin Tezel) und Daniel Kossik (Stefan Konarske), zuvor schwer verliebt, sind’s jetzt nicht mehr und haben ein Problem, weil sie zwar nicht mehr das Bett, aber immer noch den Schreibtisch teilen. Und Kommissar Faber (Jörg Hartmann)? Ist vom titelgebenden Zustand der Schwerelosigkeit ohnehin so weit entfernt wie immer.

Deshalb rauscht hier nur die Kamera völlig befreit in die Tiefe, von einer Industrieruine, aus einem Flugzeug, taumelt, fängt sich und gleitet schließlich neben Dalay durch die Luft, die mit dem Sprunglehrer – und Tatverdächtigen – Jules (Albrecht Schuch) von so allerhand herunterhüpft. Der Schwerkraft kann sie dadurch kein Schnippchen schlagen, aber immerhin landet sie am Ende weich.

Wer nun den „Shutdown“ des jungen Basejumpers zu verantworten hat? In Dortmund gerät die notwendige Portion Mord und Totschlag zunehmend zum notwendigen Ballast, vor dem die Charaktere weiterentwickelt werden. Keine schlechte Entscheidung – der persönliche Seelenunfrieden der vier Ermittler hat Potenzial und scheint längst nicht auserzählt. Die Fallhöhe für die Dortmunder Ermittler jedenfalls steigt. Wie schön!

Dortmund-„Tatort“: „Schwerelos“; So., 20.15 Uhr, ARD