Buchte forever

REZI Zum Fest das Buch zum Jugendhaus, das stets mehr war als ein Jugendhaus

Das Grundkonzept blieb über die Generationen gleich: Die Buchte war ein Platz für Selbstorganisation, zum Gestalten, Probieren und Lernen

VON BERND HÜTTNER

Es drohte schon zur Legende zu werden. Doch gerade noch rechtzeitig zum traditionellen Straßenfest am 1. Mai ist es fertig geworden – das großformatige Buch zur Geschichte der „Buchte“ von 1974 bis 2014.

Als vor einigen Jahren nach dem Hauskauf die große Sanierung im Jugendhaus Buchte mit einem Grundentrümpeln begann, stand die Frage im Raum, was aus der Geschichte des Hauses aufbewahrt werden sollte. Die Idee eines Buches war schnell geboren. Wer es heute in Händen hält und die Beiträge liest, spürt die Kraft, die solch ein Haus hervorrufen kann. Die Buchte hat viele in Bremen geprägt, wenn nicht verändert.

Das Grundkonzept des formal von der Naturfreundejugend getragenen Hauses blieb über die Generationen gleich: Kinder- und Jugendarbeit, Konzerte, daneben Raum für politische Gruppen. Es sollte ein Platz für Selbstorganisation sein, ein Ort zum Gestalten, zum Ausprobieren und Lernen.

Viele, die sich in der Buchte engagierten, spürten, dass ihr Tun Sinn ergab, dass sie gebraucht wurden und dass dort in der Regel interessante Leute mit spannenden Ideen anzutreffen waren. Dass es immer ziemlich vollgemüllt aussah und die Haustreffen manchmal ätzend waren, spielte für sie nur eine untergeordnete Rolle. Dies war in den 1970ern, als in der Buchte über sozialistische Erziehung diskutiert, auf einer eigenen Maschine gedruckt und aus der Buchte heraus alternative Betriebe gegründet wurden, nicht anders, als in den 1990ern.

In dieser Phase firmierte die Buchte unter dem Namen „3. Welt-Haus“, eine kleine internationalistische Zeitschrift wurde dort produziert, man informierte über Rüstungsexporte. Die Teestube im Erdgeschoss gab es immer, Konzerte zuerst im 1987 abgerissenen Saal, dann im weit kleineren im Keller. Parallel dazu Kinderfreizeiten, feministische Walpurgisnachtfeiern, die erste Impro-Theatergruppe Bremens, Aktivitäten antifaschistischer Fußballfans: Diskutieren und Handanlegen, Schreiben und Demonstrieren, Feiern und Putzen, das gehörte und gehört in der Buchte zusammen.

Die HerausgeberInnen ermöglichen mit ihrem Buch einen Blick in die Geschichte Bremens. Sie leisten mit ihm einen lesenswerten Beitrag zur Bewahrung von Geschichte – und bieten viele Einblicke in die Welt eines „selbstverwalteten Jugendhauses“, das immer mehr war als ein Jugendhaus.

Das Buch wirkt authentisch, kommt ohne Weinerlichkeit und falsche Nostalgie aus. Bo Beckmann hat es durchweg vierfarbig und sehr ansprechend gestaltet. Deshalb ihnen ein „Danke“ – und an alle, die das Haus mit ihrem Engagement getragen haben: Hut ab! Ohne die Buchte wäre Bremen (noch) ärmer.

Kein Bremen ohne Buchte. Ein Haus schreibt Geschichte(n). 1974–2014. 40 Jahre „Buchtstraße“, 224 S., ca. 15 Euro, Bezug über ☎ (04 21) 32 60 22, www.die-buchte.de