DAS WIRD DER MONAT, DER WIRD (5)
: Lothar Matthäus wird Greenkeeper, und Herr Watzke weint

VORSCHAU Heute mit dem ersten deutschen Wattmarathon, dem ERC Ingolstadt als Eishockey-Weltmeister, einem knauserigen IOC-Chef und dem 587-fachen FC Blatter München

Leverkusen, 2. Mai. Der Mai ist auch nicht mehr das, was er mal war. Von wegen, er mache alles neu: Durch ein 5:0 in der BayArena siegt sich der FC Bayern, jüngst zum 587. Mal Deutscher Fußballmeister geworden, weiter durch die Liga der Staffagegegner. Pep Guardiola erklärt sich erneut „sehr, sehr glücklich und sehr, sehr stolz um meine Spieler“.

Helgoland, 9. Mai. Bei der 18. Auflage des Insel-Marathons nehmen wieder viele hundert Kreisjogger teil, ohne sich auf die Füße zu treten. Während die Sauerländer Rennraketen ihre Team-Titelverteidigung feiern, kündigt der Verbund der Halligen in der Nordsee für das Pfingstwochenende 2016 einen viertägigen Vierfachmarathon an. „In enger Zusammenarbeit mit Ebbe und Flut“, so die Veranstalter, „wird die Strecke mit hochkomplexen Algorithmen so designt, dass schnellere Läufer durch tiefer geflutetes Watt laufen müssen.“ Ohne Taktik laufe nichts. „Im Idealfall kommen alle Nicht-Ertrunkenen gleichzeitig ins Ziel. Das ist wahrhaft egalitärer Sport.“ Die Rennraketen melden als Erste.

München, 13. Mai. Vor dem Champions-League-Rückspiel der Bayern gegen den FC Barcelona wird Lothar Matthäus als neuer Arena-Greenkeeper für den Großraum Elfmeterpunkte feierlich vereidigt. Das Spiel geht standfest verloren.

London, 16. Mai. Bei den Cross-Golf-Europameisterschaften in der Londoner City kann das deutsche Team überraschend seinen Titel verteidigen. Nach dem Start im Queen Elisabeth Olympic Park gelingt besonders die Kür-Passage durch den Buckingham Palace, erst dank des Streiks des elisabethanischen Wachpersonals möglich geworden, nahezu perfekt. „Seit wann können diese Germans so gut golfen?“, fragt die Times.

Prag, 17. Mai. Der ERC Ingolstadt wird sensationell Eishockey-Weltmeister. „Wir wissen halt nach zwei Meisterschaftsendrunden, wie es geht: Aus dem Nichts nach oben“, freut sich Haudegen Patrick Köppchen, „gegen Mannheim haben wir uns etwas schonen müssen“. Bei Audi gehen derweil Kufenautos in Serie.

Lausanne, 20. Mai. In der Diskussion um Bezahlung („Aufwandsentschädigung“) von Sport-Ehrenämtlern hat Dr. Thomas Bach erneut seine „bescheidenen Geldzuflüsse“ verteidigt. Es sei „eine Ehre, Aufwendungen zu haben, um Schäden von der fragilen Sportfamilie fernzuhalten“, sagt der IOC-Chef. Bach erhält offiziell eine knappe Viertelmillion im Jahr. „Andere Sportler und Manager verdienen die gleiche Summe am Tag“, so Bach. „Wir aber müssen erst sehen, dass wir steuerlich und moralisch korrekt bestochen werden, und das dann auch noch aufwendig vor der Öffentlichkeit verheimlichen.“

Dortmund, 21. Mai. Borussias Abwehrspieler Mats Hummels verkündet seinen Wechsel zu Manchester United. Clubchef Hans-Joachim Watzke weint. Als Coach nimmt Hummels Jürgen Klopp mit. Die Bewerbung von Dr. Müller-Wohlfahrt als Mannschaftsarzt lehnt United ab – die Entfernung zur Praxis in München sei „a bit too far“.

Aachen/Abu Dhabi, 27. Mai. Einspruch stattgegeben: Kurz vor dem Frühjahrs-CHIO (29.–31. Mai) gibt der Weltverband FEI dem Einspruch der Emirate gegen die Suspendierung von allen Reitsportveranstaltungen uneingeschränkt statt. Die Verbannung war zuvor wegen Pferdeschinderei und manipulierter Wüstenrennen der Distanzreiter ausgesprochen worden. Scheich al Maktoum, selbst sattelfester Distanzreiter, hatte die FEI unterrichtet, welch „differenziertes Material“ ihm über die Zustände in deutschen Springsportställen und „das weltweite veterinärmedizinische Dressur-Kartell“ vorlägen. Solange Prinzessin Haya, die Zweitgattin Maktoums, noch FEI-Präsidentin war, war der mehrfache Marathonritt sogar WM-Disziplin, zuletzt 2010 in Kentucky. Dort jedoch war Herrenreiter Maktoum, welch Schmach, nach über 7,5 Stunden von einer Frau, Maria Mercedes Alvares Ponton aus Spanien, um 55 Sekunden geschlagen worden.

Paris, 28. Mai. Mit der Zweitrunden-Niederlage gegen einen jungen französischen Qualifikanten verpasst der serbische Tennisstar Novak Djokovic erneut einen Sieg auf Sand bei den French Open. Besonders sein Coach Boris Becker ist verbittert: „Das hab ich ja auch nie geschafft. Darum tue ich mir das mit Djoko doch an. Einmal Paris gewinnen, nur einmal! Für meinen privaten Grand Slam.“ Dass die beste deutsche Platzierung ausgerechnet die Finalteilnahme 1996 seines Intimfeindes Michael Stich war, macht’s für Ex-Bum-Bum „nur schlimmer“.

Zürich, 29. Mai. Auch zum Monatsende enttäuscht der angeblich so innovative Mai: Der Schweizer Greis Sepp Blatter wird für weitere 587 Jahre zum Fifa-Chef gewählt. BERND MÜLLENDER