THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Wo soll man mit dem Empfehlen anfangen, prall, wie das Berliner Bühnenprogramm sich in dieser Woche präsentiert? Das altehrwürdige Theatertreffen, das am 1. Mai eröffnet wird, muss man schon mal nicht erwähnen. Das ist eine weithin strahlende Leuchtturmveranstaltung: die deutschsprachige Theaterolympiade sozusagen, auf der das gute alte Stadt- und Repräsentationstheater jährlich seine Kronjuwelen präsentiert. Dass aber hier die Zukunft die Gegenwart schon umzukrempeln beginnt, zeigt das begleitende „Camp“-Programm des Theatertreffens, das ein paar Zukunftsfragen des Theaters benennt. Oops, jetzt wurde das Theatertreffen 2015 ja doch erwähnt! (Haus der Berliner Festspiele: „Theatertreffen“, 1.–17. 5. Alle Infos: www.berlinerfestspiele.de).

Die Theaterzukunftsfragen verhandelt verschärft eine zweitägige Internationale Workshop-Konferenz zwischen Theatertreffen und Republica: „Theater & Netz“. Im Zentrum der Auseinandersetzung steht die gegenwärtige Neuformatierung der darstellenden Kunst durch das Digital Age – und zwar auf den Ebenen Technik, Ästhetik und Politik. (Heinrich-Böll-Stiftung: „Theater & Netz. Vol.3“, 2. & 3. 5. Es gibt Workshops, Panels, Vorträge, u. a. präsentiert Tim Renner seine digitale Theatervision. Alle Infos: www.theaterundnetz.de).

Europa, das ist wohl Traum und Alptraum zugleich. Eine gelebte Utopie, deren Strahlkraft so groß ist, dass Menschen sogar ihr Leben aufs Spiel setzen, um ein Teil davon werden zu können. Aber was heißt das überhaupt: „Europa“? Dieser Frage geht das neue Projekt des Performance-Kollektivs „Rimini Protokoll“ nach, das die abstrakte Idee „Europa“ mit der Individualität von Privatwohnungen konfrontieren will – jeweils einer pro Vorstellung. „Hausbesuch Europa“ ist die Produktion dementsprechend überschrieben, die in Berliner Privatwohnungen stattfinden und die europäische Idee unter die Lupe nehmen wird. Ziel des Projekts, das am 6. Mai unter dem organisatorischen Dach des HAU startet, ist laut Eigenauskunft der Macher, mit der Zeit durch Hunderte von Wohnungen in ganz Europa zu reisen und so ein Netzwerk aufzubauen, das sich von Haustür zu Haustür über den gesamten Kontinent erstreckt (HAU: „Hausbesuch Europa“, ab 6. Mai, 17 Uhr).

Eine Reise ist auch das Stück „Immer noch Sturm“ von Peter Handke, und zwar eine poetische Reise durch die Zeit und die Geschichte einer Familie, genauer gesagt der slowenischen Vorfahren des Dichters höchstpersönlich, die am Deutschen Theater nun der Regisseur Frank Abt auf die Bühne bringt. (Deutsches Theater: „Immer noch Sturm“, Premiere: 29. 4., 20 Uhr).