Die Frau im Jetzt

REVOLUTION Nach dem Abgang von Ferdinand Piëch sucht VW einen neuen Aufsichtsratschef. Wir empfehlen: eine Frau. Sechs Vorschläge für eine Nachfolgerin

Anke Domscheit-Berg

Ein Coup! Anke Domscheit-Berg ist nicht nur als Master of Business Administration qualifiziert: Die 47-Jährige würde aus der Herrentoilette in der Vorstandsetage ein Unisex-Klo machen. Die ehemalige Piratin kann kein chaotischer Prozess wie die Diskussion über Zukunftsmodelle schocken. Die Unternehmensberaterin würde die Quote im Vorstand einführen. Sie hat kein Herzrasen, wenn Google und Apple anfangen Autos zu bauen. Im Gegenteil. Ihr Modell: selbst fahrender Kleinwagen aus nachwachsenden Rohstoffen von indischen Kleinbäuerinnen im 3-D-Verfahren ausgedruckt und bestrickt statt lackiert. (oes)

Antje Vollmer

Die frühere grüne Bundestagsvizepräsidentin wäre die ideale Wahl. Zum einen kommt sie mit 71 Jahren jetzt ins beste Aufsichtsratsvorsitzalter (Joachim Milberg/BMW: 72 Jahre, Manfred Bischoff/DaimlerChrysler: 73 Jahre). Zum anderen wäre es 70 Jahre nach der Niederlage des deutschen Faschismus ein gutes Zeichen des VW-Konzerns, nicht wieder einen Enkel des Nazi-Profiteurs Ferdinand Porsche (dekoriert mit dem Totenkopfring des Reichsführers SS) zu berufen. Schließlich setzte sich Vollmer bereits für eine Entschädigung für ZwangsarbeiterInnen ein, als bei Volkswagen daran noch keiner denken wollte. (pab)

Andrea Jung

Jung, Jahrgang 58, passt perfekt: Die Exchefin des Kosmetikkonzerns Avon (1999–2012) könnte die Schwanzdomäne VW verändern. Autos werden von Männern für Männer gebaut: Von 25 Vorständen bei VW, BMW und Daimler sind gerade mal zwei weiblich, von 60 Aufsichtsräten sind 14 Frauen. Eine davon übrigens Jung, im Aufsichtsrat von Daimler. Jung setzt sich seit Jahren für Frauen in der Wirtschaft ein, heute als Chefin von Grameen America. Sie kann VW weiblicher machen, damit der Konzern das Auto neu erfindet. Das plant Apple gerade, und da sitzt Jung im Board of Directors. Der iVW naht. (ia)

Martina Müller

Dank ihrer Durchsetzungsstärke ist die 35-Jährige schon heute bei VW eine Institution. Mit Ellenbogenmenschen weiß die Stürmerin des Konzernvereins VfL Wolfsburg umzugehen wie keine andere. Sie hat in ihrer Karriere alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt. Doppel- und Dreifachbelastungen steckt sie seit Jahren locker weg. Die Unterstützung der Basis ist ihr gewiss. Bei VW arbeitet sie schon lange äußerst erfolgreich als kaufmännische Sachbearbeiterin. Sie kennt den Betrieb von Grund auf. Dass sie vor wenigen Tagen das Ende ihrer Fußballkarriere erklärte, überraschte VW-Insider nicht. Sie hat Großes vor. (jok)

Ursula Sladek

Es gibt Ökostrom und es gibt richtigen Ökostrom: Die Gründerin von Deutschlands drittgrößtem Ökostromanbieter, den Elektrizitätswerken Schönau, tut alles, um eine wirklich alternative Energiewirtschaft aufzubauen – regional, ohne Verbindung zu den alten Großkonzernen. Man stelle sich vor, was diese Frau, Jahrgang 46, bewirken würde, wenn VW auch nur mit einem Bruchteil ihres Elans eine neue Mobilität denken würde. Elektroautos mit Ökostrom, das Prinzip des sparsamen VW Lupo auf alle Modelle umgesetzt, PS-Boliden nur im Konzernmuseum. Traumschlagzeile: „Sladek: VW verkündet Autoausstieg“. (ia)

Felicitas Woll

Diese Frau weiß, wie man einen Autokonzern leitet – zumindest theoretisch: 2011 spielte die 35-jährige Schauspielerin die Autopionierin Bertha Benz in dem ARD-Film „Carl und Bertha“. Zugegeben: Kitschiger Film, aber wenn sich Woll ein bisschen was von Bertha abgeschaut hat, ist sie die Perfekte für den VW-Job. Benz unternahm 1888 die erste erfolgreiche Fernfahrt in einem Auto, 106 Kilometer in zwölf Stunden. Am Tempo müsste Woll ein bisschen arbeiten, aber das dürfte ihr nicht schwerfallen. Bekannt wurde sie für ihre Rolle der immer abgehetzten Lolle in der ARD-Serie „Berlin, Berlin“. (afro)