„Alles noch nicht vorbei“

GEDENKEN Heute vor 70 Jahren wurde Bremen durch die Briten vom Nationalsozialismus befreit

70, ist Vorsitzender des Landesverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA) und aktiv bei der Initative „Putz und Rosen“.

taz: Herr Rosebrock, warum gedenken Sie heute ausgerechnet am Bunker in der Admiralstraße?

Heiner Rosebrock: Am Bunker ist ein großes Gemälde aufgemalt, das Opfer des deutschen Faschismus und Widerstandsgruppen abbildet. Um das Gemälde herum sind über 100 Namen von Widerstandskämpfern abgebildet. Es lohnt sich, das mal anzugucken – und am Tag der Befreiung ganz besonders.

Wie wurde Bremen vom Nationalsozialismus befreit?

Militärisch. Politisch, sozial und kulturell noch lange nicht. Militärisch waren das englische und kanadische Soldaten, die die Stadt eingenommen haben.

Wie waren damals die Reaktionen in der Bevölkerung?

Aus den meisten Fenstern wehten weiße Fahnen. Es gab aber auch Befehle, bis zum letzten Blutstropfen die Stadt zu verteidigen. Diesem Aufruf wurde vereinzelt gefolgt. Damit war es aber schnell vorbei. Die meisten Menschen waren froh, dass der Krieg mit seinen Entbehrungen endlich vorbei war.

Wurde in Bremen auch Widerstand gegen den Faschismus geleistet?

In Bremen gab es die „Kampfgemeinschaft gegen den Faschismus“ die nach der Befreiung die Zeitung‚ „Der Aufbau“ herausgab. Diese alten Ausgaben sind auch heute noch sehr lesenswert.

Was sind gegenwärtige Herausforderungen beim Erinnern?

Wir haben die Pflicht, nach vorne zu schauen und uns zu fragen: Was ist heute los mit Nazis, Rassismus und Antisemitismus? Diese Menschen und Denkmuster sind ein Stück weiter in die Mitte der Gesellschaft gerückt. Uns kommt es manchmal so vor, dass die AfD möglicherweise gefährlicher ist als die NPD. Solange heute noch Menschen aus der Mitte der Gesellschaft mit Fremdenfeindlichkeit Wahlkampf machen, kann man eigentlich sehen, dass das alles noch nicht vorbei ist.  Interview: Christoph Reis

18 Uhr, Bunker Admiralstraße, Ecke Findorffstraße