Hunderte Einwände gegen AKW-Abriss

ATOMAUSSTIEG Die Pläne für den Rückbau des AKW Brunsbüttel kritisiert Anti-Atom-Initiative. Betreiber Vattenfall wolle Menschen und Natur als Billigdeponie missbrauchen

Mindestens 840 Menschen haben eine Sammeleinwendung gegen den geplanten Abbau des Atomkraftwerkes Brunsbüttel an der Unterelbe unterzeichnet. Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative Brokdorf-akut ist sicher, bis zum Abgabeschluss am heutigen Freitag die Tausendermarke noch zu übertreffen: „Da sind sicher noch einige Einwendungslisten in der Post, viele haben sie auch direkt ans Energieministerium in Kiel geschickt“, sagt er. „Der Rückbau muss so sorgfältig wie möglich geplant werden und ablaufen“, beteuert der grüne Energieminister Robert Habeck und sagt zu: „Dafür werden wir alle Einwendungen intensiv prüfen.“

Die Initiative Brokdorf-akut ist keineswegs gegen den Abriss des 2011 stillgelegten Meilers Brunsbüttel. Die vom Betreiber Vattenfall vorgelegte Planung sei aber „voller unnötiger Belastungen für Mitarbeiter, Anwohner und Umwelt“, sagt Hinrichsen. Dem Konzern gehe es vor allem darum, „möglichst viel Deponieraum zu sparen und dafür Menschen und Natur als Billigdeponie zu missbrauchen“, sagt der pensionierte Meteorologe, der seit Jahren in der Anti-Atom-Bewegung aktiv ist.

Konkret moniert Hinrichsen, dass der Antrag zum Rückbau kein Gutachten über die zu erwartende Strahlenbelastung enthält. Auch gebe es kein radiologisches Gesamtkataster, aus dem ersichtlich sei, welche radioaktiven Stoffe in welchem Maß im Meiler Brunsbüttel vorhanden sind: „Der Tenor von Vattenfall ist deutlich: Je mehr radioaktiven Abfall wir in die Umwelt entlassen können, umso weniger kostet uns die Entsorgung“, lautet Hinrichsens Interpretation. Habeck versteht die Bedenken: „Der Rückbau ist ein Riesenprojekt und löst natürlich Sorgen aus“, sagt er. „Aber wir müssen den Atomausstieg unumkehrbar machen. Dass der Meiler weg muss, steht für mich außer Frage.“

Die Vattenfall-Pläne und die Einwendungen von Brokdorf-akut werden von der Atomaufsicht in Kiel noch geraume Zeit geprüft, anschließende Rechtsstreitigkeiten vor den Verwaltungsgerichten sind kaum zu umgehen. Entscheidungen können noch lange auf sich warten lassen.  SVEN-MICHAEL VEIT