Der Mann für Kleinigkeiten

Beim Tennis war er – als neugieriger Zuschauer. Und beim Golf – als übender Laie. Auch die Lockerheit, mit der sich Michael Frontzeck am Dienstagmittag als neuer Trainer von Hannover 96 vorgestellt hat, lässt darauf schließen, dass er in seiner arbeitslosen Zeit nicht gelitten hat.

Das bundesweite Echo auf eine Trainerverpflichtung, mit deren Hilfe Hannover den drohenden Abstieg aus der Fußball-Bundesliga verhindern will, war nicht gerade freundlich. Ein Arbeitsloser, ein Feuerwehrmann, ein Aushilfstrainer – es spricht für Frontzeck, dass er mit all diesen Vorurteilen und Mäkeleien sehr gelassen umgeht. Mit Feuer und Flamme, so formuliert es 96-Sportdirektor Dirk Dufner, geht der Interimstrainer seine Episode bei den Niedersachsen an. Und ja, es stimmt. Hannover 96 hat Frontzeck bisher wirklich nur für die letzten fünf Saisonspiele verpflichtet. Zu mehr reicht der Vertrauensvorschuss nicht. „Erst einmal geht es überhaupt nicht um mich, sondern einzig und allein um den Verein“, findet Frontzeck trotzdem.

Anders als andere Rückkehrer will Frontzeck sich offenbar nicht gleich mit Großem hervortun. Ganz im Gegenteil: Der 51-Jährige bringt die Erkenntnis mit nach Hannover, dass Verein und Mannschaft behutsam gepflegt werden müssen. „Im Grunde geht es nur um ein paar Kleinigkeiten“, findet er.

Mit seiner Summe an Charme, Optimismus und auch leichtem Galgenhumor könnte Frontzeck in Hannover dennoch viel erreichen. Denn ein Team, das in diesem Jahr noch kein einziges Spiel gewinnen konnte, hat zuletzt auf und neben dem Platz mehrheitlich schlechte Laune verbreitet. Frontzeck will viel mit den Spielern sprechen, sie motivieren und mit ihnen am Ende der Saison jubeln.

Frontzeck erweckt den Eindruck, als habe er aus einem Fehler gelernt. Sein Scheitern beim Zweitligisten FC St. Pauli war Ende 2013 vor allem damit verbunden, dass er zu forsch um einen neuen Vertrag gepokert hat. In Hannover will er nun erst liefern und dann fordern.  CHRISTIAN OTTO