Voller Widersprüche

JUSTIZ Der Ex-Pirat Oliver Höfinghoff weist Vorwürfe von Neonazis zurück

„Erstunken und erlogen“ seien die Vorwürfe gegen ihn, erklärt der Abgeordnete Oliver Höfinghoff zu Beginn der Verhandlung gegen ihn am Dienstag im Kriminalgericht Moabit. Höfinghoff steht mit vier weiteren Angeklagten vor Gericht, weil er im Mai 2013 schwere Körperverletzung begangen haben soll. Die angeblichen Opfer: Christian Schmidt, Vorsitzender der Pankower NPD, und zwei seiner Freunde. Schon am ersten Verhandlungstag wird allerdings deutlich, wie widersprüchlich die Angaben des als Nebenkläger auftretenden Schmidt sind.

Höfinghoff gibt an, im Anschluss an einen „Antifaschistischen Putzspaziergang“ im Pankower Ortsteil Buch mit einigen anderen zu einem Imbiss gegangen zu sein, da sich das Gerücht verbreitet hatte, dieser werde von Nazis angegriffen. An dem Döner-Imbiss kam es dann offenbar zu einem Streit zwischen der Gruppe um Höfinghoff und den drei Neonazis, die sich in dem Imbiss aufhielten. Christian Schmidt fotografierte die Antifaschisten, laut Höfinghoff habe sich die Gruppe um ihn mit „Abwehrgesten“ davor schützen wollen. Schmidt hingegen will gesehen haben, wie Höfinghoff und andere Flaschen und Stühle nach ihm geworfen hätten.

Auf seinen eigenen Fotos, die Schmidt der Polizei zur Verfügung stellte, sind allerdings weder Flaschen- noch Stuhlwürfe zu sehen – und das, obwohl Schmidt im Sekundentakt auf den Auslöser drückte. Auch widerspricht er in der Hauptverhandlung am Dienstag mehrfach seinen eigenen, früheren Angaben. Die Aussagen der beiden Imbissmitarbeiter widersprechen ebenfalls der Darstellung Schmidts: Auch sie haben keine Angriffe auf ihn oder seine Freunde gesehen, lediglich die Tür sei von einer Flasche beschädigt worden – von wem diese geworfen wurde, bleibt unklar.

„Es ist eine beliebte Strategie von Neonazis, willkürliche Anzeigen gegen politische Gegner zu stellen“, kommentiert Höfinghoffs Anwalt den Prozess. Dieser soll am nächsten Dienstag fortgesetzt werden. MALENE GÜRGEN