Kinder in der Wundertüte

Um die um zehn Prozent erhöhten Entgelte für Kitas gibt es Streit in der Stadt. Wieso brauchen die Kita-Träger im Gutscheinsystem höhere Sätze? In der taz beziehen zwei Experten Stellung zu einem auch unter Eltern heiß diskutierten Thema

Der Koalitionsausschuss von CDU, FDP und Schill verspricht, den Kita-Etat in 2004 so auszustatten, dass es zu „erheblichen strukturellen Verbesserungen“ kommt (siehe Seite 25). Das hört sich gut an. Aber was dies heißt, ob diese Wundertüte zum Beispiel auch Kinder in sozialen Brennpunkten bedenkt, oder ob deren Rauswurf aus den Kitas ab Januar weiterhin gnadenlos vonstatten geht, bleibt offen.

Es steht also auch in der Kita-Szene eine Diskussion darum an, nach welchen Prioritäten Ressourcen verteilt werden. Fest steht, ganz ohne öffentliche Debatte wurden die Pflegesätze – die heute „Leistungsentgelte“ heißen – um rund zehn Prozent erhöht. Darin enthalten ist die bessere Personalausstattung von Halbtagskindergärten, die bisher oft nur von einer Person betreut werden konnten. Enthalten sind aber auch mehr Leitungsstunden, weil Kitas in einem Marktsystem mehr Verantwortung, mehr Aufgaben und mehr Flexibilität abzudecken haben, wie Caritasdirektor Norbert Keßler in seinem Beitrag erklärt. Wer angesichts dieses Aufgabenzuwachses die Standards wieder senke, so Keßler, gefährde den Bildungsauftrag der Kitas.

Hier drängt sich aber aus Elternsicht die Frage auf, ob der Preis zu hoch ist. Ein Marktsystem sollte nicht aus Selbstzweck eingeführt werden. Matthias Taube von „FamilienPower“ wirft den Verbänden sogar vor, durch Schweigen die Interessen von Familien verraten zu haben. Andere Elterngruppen lehnen diese Debatte ab und fordern, es möge die neuen Standards und genügend Plätze geben.

Vielleicht sorgt ja das Volksbegehren der SPD dafür, dass die Wundertüte reicht. Nach vier Tagen waren gestern bereits 28.000 Unterschriften zusammen. kaija kutter