Paten für den empfindlichen Jungwald

NACHHALTIGKEIT Ein Bremer Privatier hat auf ererbten Ackerflächen in Niedersachsen kleine Wälder angepflanzt. Eine seltene, nachhaltige Maßnahme, die er mit Hilfe von Baumpaten finanziert. Dass ein solches Projekt Vertrauenssache ist, gibt er ohne weiteres zu

Die EU fördert das Projekt nur, weil Niedersachsen in Bundesvergleich extrem wenig Wälder hat

VON PETRA SCHELLEN

Mit einem unhandlichen Erbe fing es an: Drei Ackerflächen hatte man dem Bremer Ulrich Reinhardt hinterlassen. Idyllisch gelegen, aber klein – und also schwer zu verpachten. Was also tun mit den Grundstücken, idyllisch zwischen Bremen und Hannover gelegen? Reinhardt zögerte nicht: „In meinem Bekanntenkreis waren etliche, die gern Baumpaten werden wollten. Da habe ich beschlossen, dort Wälder zu pflanzen.“

Eine seltene Maßnahme, werden für Baumpatenschaften doch meist Regenwald-Areale oder neu aufgeforstete Teile europäischer Wälder angeboten. Reinhardt aber wollte Neues schaffen. Dem Planeten etwas hinzufügen, das langlebig wäre. Also ließ er Bodenproben erstellen, um zu ergründen, welche Bäume dort gedeihen würden. Der Förster riet, Reinhardt fügte eigene Wünsche hinzu, dann kaufte er: insgesamt 13.000 junge Bäume für zwei der drei Flächen; das war 2006 und 2008.

Reinhardt kennt sich aus, er ist in der Forst- und Landwirtschaft groß geworden, aber die Bepflanzung überließ er den Profis. Denn so ein Wald muss klug gemischt werden: Neben den für die Patenschaften gedachten Bäumen müssen auch „Begleitbäume“ gepflanzt werden: „Damit eine Eiche gerade nach oben wächst, braucht sie ,Konkurrenz‘ von rechts und links“, sagt Reinhardt. „Diese Begleitbäume nimmt man nach zehn Jahren wieder heraus, damit sie der Eiche nicht Licht und Nahrung wegnehmen“, sagt Reinhardt. Nur die Hälfte der 13.000 Bäume hat er deshalb für Patenschaften ausgewiesen; 400 Menschen haben bereits zugegriffen.

Solch eine Patenschaft, aus der sich keine Gebietsansprüche ableiten, kann bis zu zehn Jahre dauern, „mehr wäre gar nicht sinnvoll“, sagt Reinhardt. Denn das Ziel der Aktion sei die Unterstützung von Neuanpflanzungen – jener Phase, in der die Bäume besonders verletzlich sind: Tiere, Krankheiten, auch die Frühjahrs-Trockenheit der letzten Jahre hätten den Bäumen bereits zugesetzt, sagt Reinhardt. Und dass Jungwälder für zehn, 15 Jahre eingezäunt würden, sei sogar gesetzlich verankert. Danach müsse der Wald frei zugänglich sein, auch das sei Gesetz.

Reinhardt indes muss die Zugänglichkeit auch des Jungwaldes gewährleisten – jedenfalls für seine Paten. Denn die sollen – wenn sie schon zahlen und so die Kosten der Baumpflege tragen – stets Zugang zu ihrem Baum haben, den sie mit einem Schild oder Bändchen zieren dürfen. Deshalb hat er in seinen Zaun Tore eingelassen, deren Lage nur die Paten kennen, „und die meisten verschließen die auch brav wieder“. Einmal hat er allerdings Wildschweine in der Schonung vorgefunden; „keine Ahnung, wie die da hingekommen sind“.

Ja, sagt er dann, die Zugänglichkeit des Jungwaldes sei schon ein Risiko, aber er könne die Grundstücke nicht ständig kontrollieren. Letztlich, räumt er ein, „ist so eine Patenschaft Vertrauenssache“. Die EU förderte die Aufforstung übrigens auch. Das überrascht, werden derzeit doch eher Brachflächen für die Raps- bzw. Biosprit-Produktion gefördert. „Das ging nur, weil Niedersachen mit 23 Prozent Waldanteil um zehn Prozent unter dem Bundesdurchschnitt liegt“, sagt Reinhardt. Den Großteil der Aufforstung hat Reinhardt, der hauptberuflich einen Internet-Verlag betreibt, privat finanziert.

www.baldwald.de