„Eine Bank für Senatoren“

Gottesdienst-Marathon zu Heiligabend im Michel

■ ist der oberste Küster in der frisch renovierten Hauptkirche St. Michaelis – dem „Hamburger Michel“. Foto: privat

taz: Herr Jahn, wie viele Gottesdienste müssen Sie heute als Küster betreuen?

Thomas Jahn: Sechs sind es zusammen mit der Mittagsandacht.

Wie lange werden Sie im Dienst sein?

Von zwölf Uhr mittags bis ein Uhr nachts, ohne Pause.

Werden viele Gottesdienstbesucher kommen?

Auf alle Fälle. Dadurch, dass die Kirche seit dem Reformationstag fertig renoviert ist, haben wir einen Andrang, der schon bei normalen Gottesdiensten ein Drittel größer ist als sonst. Auch an Heiligabend erwarten wir wesentlich mehr Besucher als im vergangenen Jahr.

Müssen Leute draußen bleiben?

Nein. Die werden sich schon alle in die Kirche reindrängeln – und wenn sie stehen müssen.

Müssten Sie nicht aus feuerpolizeilichen Gründen Besucher abwimmeln?

Wenn wir das versuchten, würde sie uns die Türen aus den Angeln reißen. Die Hamburger wollen Heiligabend in den Michel.

Wie verfahren Sie mit Prominenz, etwa dem Bürgermeister?

Die Senatoren haben eine eigene, gepolsterte Bank. Wenn mir mitgeteilt wird, dass ein Senatsmitglied kommt, halte ich die frei.

Sind das die Einzigen mit Privilegien?Unsere Kirchenvorsteher haben auch eine eigene Bank, die gepolstert ist.

Und wenn Helmut Schmidt kommt?

Beim ihm würden wir eine Ausnahme machen. Das ist einer der ehrenwerten Bürger, die wir nicht auf eine Holzbank setzen würden. Das gehört für uns zum guten Ton. INTERVIEW: KNÖ