Offbeat-Kartoffeln

SKA-REGGAE Vor gut zwei Jahren wollten „Potato“ schon aufhören. Aber die Fans ließen sie nicht. Am Mittwoch sind die Mestizo-Veteranen aus dem Baskenland im Hafenklang

Doch aus dem Abschied wurde nichts, die Fans redeten ihn ihren Idolen aus

VON KNUT HENKEL

In Vitoria, mitten im Baskenland, steht die Wiege der heißesten Kartoffeln Spaniens. „Potato“, Kartoffel, nennt sich die Band, und manchmal stellen die Musiker noch ein „Banda“ hinter ihren ungewöhnlichen Namen, damit auch allen klar ist, dass es nun Musik gibt und nichts zu Essen.

Zwischen Bizkaia, Gipuzkoa, Vitoria und Pamplona ist das allerdings nahezu jedem Basken klar, denn in 25 Jahren Bandgeschichte hat die Band um die drei Gründungsmitglieder Pedro Espinosa, Juan Boriko und Paco Lopez-Moya wohl schon an jeder Straßenecke aufgespielt. Reggaevibes und Schunkel-Ska hat die achtköpfige Band im Angebot, und mit dieser Mischung trat sie 1984 an, um den Resten des Franquismus musikalisch den Garaus zu machen. Für frischen Wind wollten „Potato“ sorgen, Missstände anprangern, aber dabei auch Spaß haben.

Und dafür ist der „Potato“-Sound optimal geeignet. So sind „Potato“ im Laufe der Jahre zu den Urgroßvätern und müttern der beileibe nicht gerade kleinen spanischen Ska-Reggae- und Mestizo-Szene geworden.

Neun Alben haben die Kartoffeln im Laufe der Jahre aufgenommen, haben ihre Stimme für die MigrantInnen und gegen die Ausplünderung ihrer Heimatländer in Lateinamerika und anderswo erhoben. Und tun das auch heute noch.

Allerdings nicht ganz freiwillig, denn die Fans lassen „Potato“ nicht von der Bühne. Vor gut zwei Jahren wollte die Ska-Kapelle Adiós sagen und trat in ihrer Heimatstadt Vitoria / Gasteiz über 50-mal an verschiedenen Orten auf. Doch aus dem Abschied wurde letztlich nichts – die rund 10.000 Fans redeten ihn ihren Idolen schlicht aus. Tausende von Downloads, Nachfragen und Bitten um Auftritte belegen das und sorgten dafür, dass aus der Farewell-Tour der Auftakt zur Kartoffel-Tour durch Deutschland wurde. Die scheint den charmanten Basken so gut gefallen zu haben, dass sie nun schon wieder Hamburg unsicher machen. Ein Tag vor dem Jahreswechsel mischen sie das Hafenklang auf.

■ Mi, 30. 12., 22.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84