Not-OP gelungen

EISHOCKEY Der DEB beschließt Reformen, wendet seine Pleite ab und will in die Jugend investieren

FRANKFURT/MAIN dpa | Der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) richtet sich sportlich und wirtschaftlich neu aus. Die Mitglieder stimmten am Samstag in Frankfurt am Main überraschend einstimmig für die von Präsident Franz Reindl geplanten Reformen. „Das ist ein überwältigendes Ergebnis und ein wichtiger Fingerzeig“, sagte Reindl. Vor allem, dass auch alle Landesverbände der neuen Satzung zustimmten, war eine Überraschung. Statt der bislang zusammen 50 Prozent der gesamten Stimmenanteile haben sie künftig nur noch ein Drittel und erhalten weniger Geld für ihre Basisarbeit. „Mit den Unruhen im Vorfeld ist das ein Traumergebnis“, meinte Reindl. Zuvor hatten die größten Landesverbände Widerstand angekündigt.

Mit der Satzungsänderung kehren auch die Profiklubs aus DEL und DEL 2 samt ihren Mitgliedsbeiträgen unter das Dach des DEB zurück. Mit diesem „Meilenstein“, so Reindl, soll nun die Sanierung des klammen Verbands angegangen werden.

„Wir sind überzeugt von der neuen Mannschaft, bei der erstmals der Sport im Vordergrund steht“, sagte DEL-Aufsichtsratschef Jürgen Arnold über die neue Führung um Exnationalspieler Reindl. Das Präsidium war im vergangenen Jahr gewählt worden. Mit den Geldern der Clubs und der Einführung von Einzellizenzgebühren plant der DEB nun mit Mehreinnahmen von rund 500.000 Euro pro Jahr. Allerdings muss die Gebührenordnung noch von den Mitgliederversammlungen der Landesverbände abgesegnet werden.

Vor allem finanziell ist der Neuanfang dringend notwendig, sonst drohte laut DEB-Präsidium bereits Ende Mai die Insolvenz. „Dem Patienten geht es schlecht. Wir müssen jetzt schleunigst eine Notoperation durchführen. Für Schönheitsoperationen ist danach wieder Zeit“, sagte Schatzmeister Berthold Wipfler.

Das vergangene Jahr schloss der Verband zwar mit knapp 160.000 Euro Gewinn ab, kalkuliert aber für das laufende Geschäftsjahr mit einem Minus von knapp 660.000 Euro, für 2016 gar mit einem Minus von knapp einer Million. Unter Reindls Vorgänger Uwe Harnos hatte der DEB ein Minus von teilweise über 600.000 Euro pro Jahr erwirtschaftet. Der Gewinn der Heim-WM 2010, rund 1,5 Millionen Euro, ist längst aufgebraucht. „Wir sind am Anschlag. Wenn sich heute nichts ändert, ist der DEB ein Abwicklungsverhältnis“, berichtete Vizepräsident Wipfler.

Mit der Satzungsänderung und den Mehreinnahmen will Reindl auch sein Sportkonzept finanzieren. Damit soll die Nationalmannschaft bis 2026 an die Weltspitze geführt werden. Aktuell ist die Situation ernüchternd: Das Nationalteam verpasste 2013 erstmals die Olympiaqualifikation. Bei der WM im Mai in Tschechien dürfte es einzig um den Klassenverbleib gehen. Die Frauen und die U20 sind bereits abgestiegen. „Wir sind einfach nicht gut genug. Wenn wir uns verbessern wollen, müssen wir Reformen auf den Tisch legen“, sagte Reindl. Im Mittelpunkt des Konzepts steht vor allem die Jugendförderung und die Verbesserung der Trainerausbildung.