Rebellen gehen gegen Dschihadisten vor

SYRIEN Mehrere Organisationen beteiligen sich an den Kämpfen. Das Hauptquartier der al-Qaida-nahen Gruppe „Islamischer Staat im Irak und in Syrien“ in Raka im Osten des Landes ist offenbar belagert

BEIRUT/BERLIN ap/taz | Die heftigen Kämpfe in den Reihen der Gegner von Präsident Baschar al-Assad haben am Montag auf den Osten Syriens übergegriffen. Nachdem bereits am Wochenende im Norden des Landes Aufständische gegen Al-Qaida-Kämpfer zu Felde gezogen waren, erreichten die Gefechte die Stadt Raka, eine Hochburg des Al-Qaida-Ablegers Islamischer Staat im Irak und Syrien (Isis). Seit Freitag gab es nach Schätzung des Syrischen Beobachtungszentrums für Menschenrechte mindestens 100 Tote.

Die Kämpfe waren in Aleppo und Idlib ausgebrochen. Anlass war der Tod eines Arztes, für den Einheimische Isis verantwortlich machten. Hinzu kam, dass Isis die Leiche eines Kommandeurs einer Rebellengruppe freigab, die Folterspuren trug.

Der Konflikt zwischen den überwiegend aus dem Ausland stammenden Isis-Kämpfern und anderen Rebellen – darunter säkulare und islamistische Kräfte – besteht aber schon länger. Entführungen, Morde, Folter, Diebstahl, Plünderungen sowie Angriffe auf zivilgesellschaftliche Aktivisten haben nicht nur die betroffene Bevölkerung, sondern auch Rebellenbündnisse gegen Isis aufgebracht.

An der Offensive beteiligt sind die neu gegründete Armee der Mudschaheddin sowie die Islamische Front und die Front syrischer Revolutionäre, in deren Reihen Gruppen der Freien Syrischen Armee (FSA) kämpfen.

Seit der Nacht zum Montag kämpfen auch in Raka sogenannte Islamische Brigaden gegen Angehörige der Isis, wie das Beobachtungszentrum meldete. Die Rebellen sollen das Isis-Hauptquartier in Raka abgeriegelt und 50 Insassen aus einem Gefängnis befreit haben. Darunter seien Kämpfer und Aktivisten, die wegen Kritik an der Isis inhaftiert worden seien, erklärte das Beobachtungszentrum.

Angesichts der Kämpfe schaltete sich eine andere al-Qaida-nahe Gruppe, die Nusra-Front, als Vermittler ein. Über Twitter bot sie Kämpfern Schutz an, die um ihre Sicherheit fürchten. Presseberichten zufolge übernahm sie auch einige Stellungen, aus denen Isis vertrieben wurde oder sich zurückzog. B.S.