Hamburg kauft Rote Flora für 820.000 Euro zurück

WAHLKAMPF SPD-nahe Stiftung erwirbt das Kulturzentrum von insolventem Eventmanger

HAMBURG taz | Das seit 25 Jahren besetzte autonome Stadtzentrum Rote Flora im Hamburger Schanzenviertel ist wieder in städtischer Hand. Die SPD-nahe Daniel-Lawaetz-Stiftung kaufte das ehemalige Varieté-Theater knapp fünf Monate vor den Hamburger Bürgerschaftswahlen von dem insolventen Eventmanager Klausmartin Kretschmer für 820.000 Euro zurück. Damit soll der Konflikt um die lukrative Immobilie im Schanzenviertel befriedet werden.

Dem einstigen SPD-Verbündeten Kretschmer war im Zuge der Gentrifizierung des Quartiers 2013 der Deal aus dem Ruder gelaufen. Kretschmer hatte 2001 das besetzte Stadtzentrum dem rot-grünen Senat für 370.000 DM abgekauft, weil der Rechtspopulist Ronald Schill und CDU-Spitzenkandidat Ole von Beust den „rechtsfreien Raum Rote Flora“ damals zum Wahlkampfhit machen wollten. Bedingung an Kretschmer: Die Rote Flora bleibt erhalten.

Doch nach zehn Jahren Gentrifizierung des Schanzenviertels merkten auch Kretschmer und sein neuer Consultingberater Gert Baer, dass aus dem Areal mehr Geld zu holen ist. Sie drohten mit Räumung und Verkauf.

Die autonome Szene reagierte darauf kreativ mit verschiedenen Aktionen. Anfang des Jahres bot deshalb der SPD-Senat Kretschmer 1,1 Millionen Euro, Kretschmer lehnte ab – und strudelte in die Insolvenz.

Die „Rotfloristen“ sehen das Ganze gelassen. Ihnen war es schon immer egal, wer Besitzer des besetzten Gebäudes ist.

KAI VON APPEN