König von Edaphonien

BIODIVERSITÄT Theater für bedrohte Tierarten auf dem taz.lab: Bühne frei für den Regenwurm

VON GINA BUCHER

Ob Edaphon, Holarktis, Bodenmüdigkeit oder Klitellum – niemand streut so charmant Fremdwörter wie Fräulein Brehm. Genussvoll lässt sich die Schauspielerin die Namen der heimischen Flora und Fauna auf der Zunge zergehen und reicht dem Publikum eilig ein Glas kompostierte Erde mit Löffel. „Riecht nach Kacke und Wald“, moniert ein kleiner Zuschauer, worauf Barbara Geiger empfiehlt, am Edaphon zu schmecken.

Barbara Geiger, Erfinderin von Fräulein Brehms Tierleben, macht wissenschaftliches Theater für bedrohte Tierarten. In einer schlaflosen Nacht 2008 hatte sie die Idee dazu, als sie mangels Lektüre zu Alfred Brehms Tierleben griff. Seither hat sie zusammen mit wissenschaftlichen KuratorInnen u. a. den Wolf, den Bär und die Wildbiene auf die Bühne gebracht und eine Stiftung gegründet. Sie weist unermüdlich darauf hin, wie wichtig gerade die unscheinbaren Lebewesen ohne Lobby für einen gesunden Planeten sind. Dass Böden – auch wenn sie nicht bluten – mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit wie die niedlichen Pandabären verdienten.

Wenn sie auf dem Leuchtpult Regenwürmer aus Erdklumpen puhlt, stellen sich sofort Neugierige mit Fragen neben sie. Und fragen: Regen- und Kompostwürmer sind gleicher Art? Und Fräulein Brehm sprudelt gleich los, charismatisch improvisierend – bis sie merkt, dass die Vorstellung noch gar nicht begonnen hat, und lachend ruft: „Erst mal alle hinsetzen, bitte!“

Neuestes Stück im Repertoire von Fräulein Brehms Tierleben ist der Regenwurm, „Lubricum terrestris – König von Edaphonien“. Ihn wird Fräulein Brehm auch auf dem taz.lab vorstellen. Wir versprechen: Selbst Wurmphobiker werden dieses Wesen, ein einziger Bizeps mit fünf Herzen, lieben.

Über Tiere: 14.30 Uhr, Zelt 3