Ein Mann, zweigeteilt

PERLE Und noch eine Zwillings-Komödie – diesmal mit Christoph Maria Herbst („Besser als Du“, 20.15 Uhr, ARD)

Geschichte wiederholt sich nicht – TV-Geschichte schon. Die ach so gegensätzlichen Zwillingsbrüder, die nach langer Trennung zueinander finden, werden als Filmstoff immer wieder gerne genommen – wie zum Beispiel Axel Prahl in einer Doppelrolle „Die Lichtenbergs“ im Dezember für das ZDF. Heute spielt Christoph Maria Herbst für die ARD zwei im Kindesalter durch eine Sturmflut getrennte Eineiige.

„Ich bin entspannt und gelassen“, murmelt der Logopäde Matthias sein Mantra – denn das Gegenteil ist der Fall. Bruder Tom ist als etwas abgerissener Schauspieler ein echter Hallodri, sein Auftreten ist entspannt und gelassen. Zwingendes Motiv im Zwillings-Genre ist der Rollentausch. Sagt also Matthias zu Tom: „Manchmal, da wünscht’ ich mir wirklich, ich könnt’ mich zweiteilen. Dann würde sich die eine Hälfte um mein Privatleben kümmern und die andere um meine Patienten.“ Eigentlich sollte Schauspieler Tom – „klassisch ausgebildet“ – den Part mit den Patienten übernehmen. Allein, es kommt anders.

„Ich wünsche mir die Scheidung!“, war die finale „Ich-Botschaft“, die Matthias’ Frau (Ulrike C. Tscharre) in der Paartherapie an ihn hatte. Aber das war vor Toms Übernahme der Familienvaterrolle. Seine Intervention gipfelt in einem ins Wasser fallenden Picknick mit Rollentausch zwischen den – zur Hälfte gespielten – Eltern und den Kindern. Genau dieses spielerische Immer-Weiterdrehen und mehrfache Spiegeln der Grundidee adelt den Film der Grimme-Preisträger Stefan Rogall (Buch) und Isabel Kleefeld (Regie) zur Perle des Genres – und erschließt dem Degeto-Film-Universum am Freitagabend gewissermaßen den Weg in die Postmoderne. Und Christoph Maria Herbst ist in den Rollen der Zwillinge jeweils mindestens halb so brillant wie in „Stromberg“ – unterm Strich also nicht weniger brillant. JENS MÜLLER