Mit Schiller gegen den Islam

PEGIDA Zur Großkundgebung mit dem niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders kommen am Montagabend weniger Teilnehmer als erwartet. OB-Kandidaten protestierten gegen die Veranstaltung

DRESDEN taz | Nach Wochen relativer Ruhe hat eine Pegida-Großdemonstration mit dem niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders am Montag Dresden wieder in zwei Lager gespalten. Mehrere tausend Menschen nahmen am Abend an der Kundgebung der Islamfeinde teil, die anvisierte Teilnehmerzahl von bis zu 30.000 verpasste Pegida aber deutlich. Stargast Wilders bezeichnete die Demonstranten als „Helden“, die in der Tradition von „Kant, Schiller und Stauffenberg“ stünden. Zuvor hatte Pegida-Gründer Lutz Bachmann auf der Bühne sowohl die Presse als auch den sächsischen Ministepräsident Stanislaw Tillich (CDU) kritisiert. Diese würden versuchen, die rechtspopulistische Bewegung kleinzuhalten.

Dem Aufruf des Gegenbündnisses „Dresden für alle“ zu einem Sternlauf waren am frühen Nachmittag etwa 3.000 überwiegend junge Dresdner gefolgt. Auch die Linken-Parteivorsitzende Katja Kipping und die Parteispitze der Grünen waren nach Dresden gereist. Sachsens Wissenschaftsministerin und Oberbürgermeisterkandidatin Eva-Maria Stange nahm ebenfalls an der Abschlusskundgebung teil. Das Bündnis „Dresden Nazifrei“ hatte zur gewaltlosen Blockade der Pegida-Anmarschwege aufgerufen.

Zuvor hatten zahlreiche Persönlichkeiten aus Kunst, Wissenschaft, Kirche und Politik in Statements ihre Unterstützung der Proteste bekundet. Ungewohnt deutlich hatte auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) vor ausländerfeindlichen Äußerungen gewarnt. „Fremdenfeindliche oder rassistische Ausfälle durch Redner werden wir nicht dulden und konsequent gegen die Veranstalter vorgehen“, sagte er.

Am Mittag fand eine ebenso ungewöhnliche gemeinsame Pressekonferenz der drei Oberbürgermeisterkandidaten von CDU, FDP und einem linksgrünen Bündnis statt. Ihr war allerdings ein dreitägiges Feilschen um den Wortlaut der Presseeinladung vorausgegangen.

Wirtschaftsbürgermeister und Initiator Dirk Hilbert (FDP) sprach von einem „dramatischen Imageproblem über die Stadtgrenzen hinweg“. Eva-Maria Stange (SPD) zeigte sich „entsetzt über die letzten Wochen“ mit dem Rechtsruck von Pegida unter der Führung von Lutz Bachmann.

Mit ihrem Konkurrenten Markus Ulbig (CDU) war sie sich darin einig, dass mit dem Redner Geert Wilders eine Grenze überschritten worden sei, von der an man kein Verständnis für Pegida-Demonstranten mehr aufbringen könne. Ulbig, der sich vor der Pegida-Spaltung noch mit der alten Vereinsführung getroffen hatte, sieht heute „keinen Grund mehr, mit den Initiatoren zu sprechen“.

MICHAEL BARTSCH