Mahnwache für getöteten Israeli

GEWALT Nach dem brutalen Tod eines israelischen Touristen in Mitte wurde ein Tatverdächtiger gefasst

■ Unweit der Kirchenruine, wo der getötete Israeli gefunden wurde, kam es auch am vergangenen Wochenende wieder zu Gewalt: Im Bahnhofsgebäude am Alex geriet der Polizei zufolge ein 20-Jähriger am Samstag in Streit mit einer Frau und zwei Männern. Unter der S-Bahn-Brücke sollen die drei ihn eingeholt und einer von ihnen zugestochen haben. Mit einer Wunde am Oberkörper wurde der 20-Jährige ins Krankenhaus gebracht und notoperiert, teilte die Polizei mit. Sein Zustand sei stabil. Von den mutmaßlichen Tätern fehlte am Sonntag jede Spur. (dpa, taz)

Im Fall des brutal getöteten jungen Israelis Yosi D. ist in Tschechien ein Tatverdächtiger festgenommen worden: Ein 28-jähriger Albaner sei von Zielfahndern in der tschechischen Stadt Ústí nad Labem in Nordböhmen aufgespürt und am Freitagabend durch tschechische Spezialeinheiten festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte zuvor einen europäischen Haftbefehl gegen den Mann beantragt, der sich am Sonntag noch in Tschechien befand und nun an Deutschland ausgeliefert werden soll. Über ein mögliches Motiv sei weiterhin nichts bekannt, sagte Martin Steltner, Sprecher der Staatsanwaltschaft, ebenfalls am Sonntag.

Der 22-jährige Yosi D. war am frühen Morgen des Ostersonntags in der Ruine der Franziskaner-Klosterkirche an der Littenstraße in Mitte tot aufgefunden worden. Er hatte so schwere Verletzungen, dass er zunächst nicht identifiziert werden konnte. Erst ein bei ihm gefundener Reisepass sowie eine DNA-Analyse machten im Laufe der vergangenen Woche eine Identifizierung möglich.

Die Polizei geht davon aus, dass es sich bei dem jungen Israeli um einen Touristen handelte. Er hatte den Angaben zufolge am Karfreitag in einem Hostel in Mitte eingecheckt und kam dort in Kontakt mit dem Albaner, der ihn am Karsamstag zwischen 17 und 21 Uhr getötet haben soll. Den Ermittlern zufolge setzte sich der Verdächtige nach der Tat ins Ausland ab.

Am Sonntagnachmittag wurde an der Kirchenruine in der Littenstraße eine Mahnwache abgehalten unter dem Motto „Gesicht zeigen für Yosi“. Dazu aufgerufen hatte Mike Samuel Delberg, Repräsentant der Jüdischen Gemeinde. Nach Polizeiangaben nahmen rund 75 Menschen daran teil. ANTJE LANG-LENDORFF