die taz sammelte vor neun jahren stimmen zum abschied von der d-mark
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Daily Telegraph: Die Deutschen bringen ein ungeheures Opfer. Sie treten einen Teil der Kontrolle über ihre Währungspolitik an Staaten ab, die traditionell inflationär sind. Das ist der Preis, den die Politiker meinen bezahlen zu müssen, um voll in die Gemeinschaft der EU aufgenommen zu werden. Wir halten unsere Bedenken an dem Projekt aufrecht, würdigen aber dennoch die Entschlossenheit der Deutschen und wünschen ihnen viel Glück.

Corriere della Sera: In der Weimarer Republik zerfielen die Preise so schnell, daß selbst moderate Trinker gleich zwei Bier auf einmal bestellten. Bis sie das erste austranken, war der Preis schon wieder gestiegen. Von Weimar bis Maastricht ist es geographisch nicht weit, historisch liegt eine ganze Welt dazwischen.

La Tribune: Wird der Euro stark sein? Das könnte die Befürchtung der am stärksten exportierenden Unternehmen sein, die sich behindert sehen angesichts von Konkurrenten, die sich auf einen kämpferischen Dollar stützen können, um die Märkte zu erobern. Wird er schwach sein? Die Deutschen werden das nicht zulassen. Sie sind auf die Stärke ihrer Mark fixiert und streiten den Ländern Südeuropas ab, eine gute Figur im ersten Zug des Euro machen zu können.

La Repubblica: Es ist schwer, sich der Macht der Symbole zu entziehen, dem einheitlichen Geld in Europa, das noch vor der Wende ins neue Jahrtausend aus der Taufe gehoben wird. Man beendet ein Jahrhundert und gründet eine neue Hoheitsgewalt, eine Macht ohne Institutionen, ohne Armee und ohne Kirche. In Wirklichkeit bedeutet die Geburt der Einheitswährung aber ein politisches Datum von Rang. Europa, das zerstritten und sich feindlich gesinnt war, versucht, sich in ein politisches Subjekt zu verwandeln. alles in: taz, 2. 1. 1999