WERBEPAUSE MIT PHILIP MORRIS

Was haben sich die Marlboro-Cowboys vom US-Tabakmulti Philip Morris denn bei diesem Werbeplakat gedacht? Eine ältere Klofrau, unterm blauen Kittel guckt noch das leopardengemusterte Kleid hervor, dient hier als Sinnbild aller verachtenswürdigen Schmuddel- und Hartz-IV-Kultur. Mit den bloßen Händen, mit denen sie gerade wahrscheinlich noch braune Ränder aus vergilbtem Porzellan kratzte, verkauft sie nun Wurst- und Käsebrötchen.

Aber ist Rauchen wirklich so ein hygienischer und ästhetischer Genuss? Wer als Nichtraucher schon einmal mit einer Raucherin romantische Handlungen vollführen wollte, wird bestätigen können: Raucherinnen riechen und schmecken eher nach öffentlicher Toilette als, naja, nach Wurstbrötchen. Der Trend geht ja nicht dahin, dass der blaue Dunst standesgemäß den Reichen und Schönen dieser Welt gebührt. Durch die an Prohibition erinnernden neuen Gesetze nähert sich das Rauchen imagemäßig immer mehr dem Bahnhofsklo. Es wird die Zeit kommen, da lungern abgezehrte, zerlumpte Raucher auf öffentlichen Plätzen, schnorren Passanten an, brechen in der Dunkelheit Autos auf, bieten sich in schummrigen Ecken an. Die Reklame von Philip Morris will dem gegensteuern – ein hoffnungsloser Versuch. Man mag einwenden, hier handele es sich doch gar nicht um Tabakwerbung. Es werde doch nur gegen Produktpiraterie argumentiert. Löblich also, dass sich die Zigarettenindustrie um unseren Fiskus Sorgen macht.

Kann sein. Doch wer verkauft dem durch Wuchersteuern geplagten Raucher denn seine Glimmstengel? Asiatische Horden gieriger Schwarzmarktverkäufer! Aber haben die USA gegen kleine vietnamesische Händler nicht früher einmal ganz andere Kaliber aufgefahren?

GUNNAR LEUE