dialektik und volksvernebelung
: Die ganz linke Tour

Wer wohlwollend ist, könnte es als Kinderkrankheit einer jungen Partei bezeichnen, die sich noch finden muss. Andere mögen den Gang zum Therapeuten anraten. Bei schmuckloser Betrachtung aber lautet der Befund: Volksvernebelung auf dem Niveau politökonomischer Grundkurse erhellt nichts.

KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT

Ein Angebot an Rot-Grün sei kein Angebot an Rot-Grün, sondern der heiße Tipp an die WählerInnen, dass man wollen würde, wenn die WählerInnen das wollten, aber mit Rot-Grün wolle man das nicht so gerne, es sei denn, die wollten künftig das, was man selbst wolle – so deutlich hat seit 2004 in der Hamburger Politik niemand mehr das Diskursniveau der blaugelben Schwätzerwelle unterschritten.

Dabei wäre es so einfach für die Linke, SPD und GAL mit einem Koalitionsangebot vorzuführen – wohl wissend, dass die es aus Angst vor Volksfront-Schlagzeilen ausschlagen würden. Wer sich aber dazu nicht durchringen kann, beweist inhaltliche Schwäche und polittaktisches Unvermögen. Das Tolerierungsmodell hingegen hat hierzulande keine Tradition und seit Heide Simonis’ Desaster 2005 in Kiel für Rote und Grüne einen schalen Beigeschmack.

Er wolle keine Politik des nachträglichen Bedauerns, sagte am Wochenende der Bundestagsabgeordnete Norman Paech über die rot-grünen Linderungsmaßnahmen an Hartz IV. Über diesen Satz sollten potenzielle Linke-WählerInnen nachdenken – vor dem Gang zur Urne.