Schlick für die Billwerder Bucht

Neuer Lebensraum für Löffelenten und Schierlings-Wasserfenchel im Hamburger Südosten: Zum Ausgleich dafür, dass die Autobahn A 1 mehr Spuren bekommt, soll aus der Billwerder Insel ein Süßwasserwatt werden

Die Billwerder Insel am Autobahndreieck Hamburg Südost soll in ein Süßwasserwatt verwandelt werden. Wie der Senat beschlossen hat, soll das Gebiet am Ende der Billwerder Bucht so weit abgetragen werden, dass es im Wechsel der Gezeiten überflutet wird. Der so entstehende seltene Lebensraum soll die geplante Verbreiterung der Autobahn A 1 ausgleichen.

Die Billwerder Bucht ist ein Nebenarm der Elbe hinter der Halbinsel Kaltehofe, der in eine Sackgasse mündet. Insbesondere der Holzhafen an ihrem Ende ist eine Art Mühlenberger Loch für Arme: Mit einer Fläche von 32 Hektar ist ein erklecklicher Teil der Buch schon heute Schlickwatt. Wie dort rasten auch hier tausende, zum Teil seltene Vögel. Süßwassergezeiten bieten auch dem seltenen Schierlings-Wasserfenchel eine ökologische Nische. Im Gegensatz zum Mühlenberger Loch, das bekanntlich für das Airbus-Werk verkleinert wurde, wird die Billwerder Bucht durch ein Sperrwerk gegen Sturmfluten geschützt.

„Der Holzhafen und das Mühlenberger Loch sind die wichtigsten Rastgebiete für Krickenten, Löffelenten und Brandgänse“, sagt der Ornithologe Alexander Mitschke. „Wenn das ein bisschen größer wird, kann das nur von Vorteil sein.“ Mitschke zählte 2006 in der Billwerder Bucht bis zu 1.200 Brandgänse, 2.300 Krickenten und 300 Löffelenten. Damit hat der Löffelentenbestand eine Größenordnung, die dem auf Hahnöfersand entspricht. Diese Insel wurde als Teil des Ausgleichs für das Mühlenberger Loch zu zwei Dritteln abgebaggert. Nach Auskunft der Umweltbehörde wurden dort bis zu 400 Löffelenten gezählt, obwohl es dort bisher nur ein Sandwatt gibt. „Wir hoffen, dass sich Schlick bildet“, sagt Behördensprecher Volker Dumann. Zwei bis drei Jahre wolle man noch abwarten.

Mit dem Abbaggern der Billwerder Insel wird das bestehende Süßwasserwatt in der Bucht um 18 Hektar vergrößert. Zum Vergleich: Auf Hahnöfersand sollen 56 Hektar Süßwasserwatt neu geschaffen werden. Von den 18 Hektar der Billwerder Insel wird allerdings nur ein Teil zum Süßwasserwatt. Wie in der Natur soll es eine Übergangszone zum Land geben mit Prielen, Röhricht und einem Auwald. Auch die immer seltener werdende Sumpfdotterblume soll hier eine Heimstatt finden.

Die Billwerder Insel liegt direkt an der A 1. Anfang Januar soll dort mit den Arbeiten begonnen werden. Dabei wird der Deich abgetragen und an die Autobahn verlegt. Das Projekt kompensiert den Ausbau der A 1 zwischen Billstedt und dem Dreieck Hamburg Südost auf sechs Spuren. GERNOT KNÖDLER