Radio Bremen trickst VHS aus

Die Haltestelle „Faulenstraße“ vor dem neuen Domizil der Volkshochschule wurde in „Radio Bremen“ umbenannt. Die VHS hätte das auch haben können. Wenn sie gewusst hätte, wie es läuft. Über Geld

An der Haltestelle „Radio Bremen“ liegt die Volkshochschule, das Funkhaus nicht

Von Klaus Wolschner

Der neue Leiter der Bremer Volkshochschule (VHS), Udo Witthaus, staunte nicht schlecht, als er vor ein paar Wochen eines Abends in die Straßenbahn einstieg vor dem „Bambergerhaus“, in dem die VHS seit September untergebracht ist. „Faulenstraße“ hatte diese Haltestelle seit Jahren geheißen und nun stand da plötzlich: „Radio Bremen“. Klammheimlich war eine Umbenennung vollzogen worden – ohne eine Pressemitteilung, ohne ein kleines Dankeschön von Seiten Radio Bremens, ohne werbeträchtigen Fototermin.

Was den VHS-Mann besonders wundert: Direkt an der Haltestelle, wo früher Saturn-Hansa war, hat die Bild-Zeitung ihre neuen Redaktionsräume, ein Bio-Supermarkt wird dort einziehen, die Fernsehfirma „Bremedia“ sitzt da auf breiter Fensterfront, natürlich die VHS – aber Radio Bremen eigentlich nicht. Das Funkhaus liegt ein paar Straßen weiter, an der Weser. Postadresse: „Diepenau“.

Witthaus hätte die Geschichte von sich aus niemandem erzählt, er kommt aus Minden und kennt wenige in Bremen, die er hätte fragen können, wie so was an der Unterweser geht – und den BSAG-Chef Georg Drechsler mochte er nicht fragen. Denn Witthaus wusste, dass die VHS in der Zeit seiner Vorgängerin Barbara Loer mit dem Straßenbahn-Chef über die Frage gesprochen hatte, ob man diese Haltestelle nicht umbenennen könnte – in „Radio Bremen/Volkshochschule“. Drechsler hatte damals gesagt, kein Problem, kostet aber 35.000 Euro. Zu viel Geld für ein neues Namensschild, fanden damals Radio Bremen-Intendant Heinz Glässgen und Barbara Loer, die das Gespräch mit der BSAG daraufhin abbrachen und sagten, das wollten sie bitte schriftlich haben. Außerdem darf die Volkshochschule ihre Mittel nicht für die Erfüllung der Aufgaben anderer Institutionen weggeben, hatte der Hausjurist der VHS gesagt. Als die BSAG die Summe schriftlich einforderte, hatte Barbara Loer für die VHS einen bösen Brief an den Straßenbahn-Chef geschrieben und eine Kopie Radio Bremen zukommen lassen – in dem Glauben, der Intendant werde auch protestieren. Sie hörte nichts mehr davon, ging in den Ruhestand und informierte ihren Nachfolger pflichtgemäß.

Der wurde dann vor vollendete Tatsachen gestellt. „Ich bin irritiert, zumal wir doch der Frequenzbringer dieser Haltestelle sind“, sagt Witthaus heute. Mehr als 5.000 Besucher hat die VHS-Zentrale jede Woche, viele kommen mit der Straßenbahn. Radio Bremen hat dagegen kaum „Laufkundschaft“. Hatte der Sender die VHS ausgetrickst? Witthaus formuliert es vorsichtiger: „Es wäre schön gewesen, man hätte die gemeinsame Strategie gemeinsam durchgeführt.“

Der Sprecher der Straßenbahn erklärt, der Name „Radio Bremen“ sei für diese Haltestelle einfach „für die Öffentlichkeit am prägnantesten“ gewesen. Und: „Geld hat da keine Rolle gespielt“. Jedenfalls könne er sich das nicht vorstellen.

Der Chef der Radio-Bremen-Werbung weiß das besser. Den genauen Betrag, den Radio Bremen der BSAG für die Umbenennung der Haltestelle gutgeschrieben habe, den könne er allerdings nicht nennen – Vertragsgeheimnis. Aber klar – die BSAG habe bei ihm ein Werbekontingent als Gegenleistung erhalten. Immerhin sei der neue Name ein Marketing-Vorteil für Radio Bremen. Übrigens wollte Radio Bremen auch das Parkhaus nach dem Sender benannt haben. Aber der Chef der Brepark forderte eine weitaus höhere Summe für einen befristeten Vertrag – das war branchenüblich, aber Radio Bremen fand: zu viel. Der Name der Haltestelle sei aber wohl nicht befristet, sagt der Chef der Bremen-Werbung, die Summe dafür einmalig. Die Details des Vertrages, der noch nicht förmlich unterschrieben sei, kenne er aber noch nicht, weil die Spitze von Radio Bremen diese ausgehandelt habe.