Alba muss sich mächtig strecken

Nur knapp gewinnen die Berliner Basketballer gegen Ludwigsburg. Dass ihnen gegen Ende der Partie die Puste ausging, lag am harten Training über Weihnachten. Ob es was genützt hat, wird das entscheidende Spiel im Uleb-Cup am Dienstag zeigen

VON JOHANNES KOPP

„Wie gut kennst du deine Spieler?“ lautete die übergeordnete Quizfragestellung in der Halbzeitpause. Und dabei stellte sich heraus: Das aktive Wissen der Alba-Fans beschränkt sich auf das Offensichtlichste. Patrick Femerling, sagte die eine Publikumskandidatin über ihren Lieblingsakteur, sei „ziemlich groß“ (2,14); ein Julius-Jenkins-Verehrer offenbarte, dieser wäre „ein super Spieler“ (er ist der erfolgreichste Punktescorer im Team). Allzu viel kann man von einer alljährlich neu zusammengestellten Mannschaft ja auch nicht wissen. Dafür leben die Alba-Fans seit Jahren von der Gewissheit, dass unabhängig vom Personal Heimspiele gegen Kontrahenten aus der unteren Tabellenhälfte gewonnen werden.

Beim 90:87-Erfolg gegen EnBW Ludwigsburg am Samstag wäre aber diese Sicherheit beinahe ins Wanken geraten. Bis kurz vor dem Ende schien noch alles seinen normalen Lauf zu nehmen. Alba lag – wenn auch meist knapp – über nahezu das ganze Spiel in Führung. Sieben Minuten vor der Schlusssirene stand es gar 73:61. Wie diverse andere Rückstände holte Ludwigsburg an diesem Samstagabend jedoch auch diesen auf. Eine Minute vor dem Ende netzten sie zum 83:83 ein. Das erfolgsverwöhnte Berliner Publikum schreckte lautstark auf. Der Tabellenführer stand im Duell gegen den Zwölften vor einer Blamage.

Dass Alba in dieser heiklen Phase die Oberhand behielt, erklärte der Ludwigsburger Trainer Silvano Poropat schlicht mit der ungleichen Verteilung von Glück und Pech. Der Berliner Geschäftsführer Marco Baldi hingegen verwies auf die individuelle Klasse von Jenkins, der nach einem souveränen Dreipunktewurf seines Teamkollegen Dragan Dojcin nervenstark die letzten entscheidenden Körbe erzielte und mit 26 Punkten der Topscorer des Abends war.

Doch weshalb wurde die Partie überhaupt zum Zitterspiel? Baldi meinte: „Das ist der Preis, den man zahlt, wenn man über Weihnachten nicht die Beine hochlegt.“ Im Unterschied zu den Ludwigsburgern hätte es den Berlinern an Spritzigkeit gefehlt. Man wäre oft einen Schritt zu spät gekommen. Dieses Manko legte die Reboundstatistik schonungslos offen, die die Gäste mit 39:26 für sich entscheiden konnten.

Alba habe in der 14-tägigen Winterpause hart trainiert, um in der entscheidenden Saisonphase im Mai fit zu sein, erklärte Baldi. Zudem musste mit dem Serben Slavko Stefanovic ein neuer Spieler integriert werden. Bei seinem Debüt am Samstag fiel auf, wie sehr er noch darüber nachdenken musste, wohin er eigentlich laufen soll. Aber Stefanovic wird die nötige Eingewöhnungszeit zugestanden. Baldi bezeichnete seinen ersten Auftritt recht trocken als „korrekt“. Und Alba-Trainer Luka Pavicevic hob lediglich das Positive hervor. Der Neuzugang habe hart gearbeitet und wie alle anderen seinen Anteil zum Erfolg beigetragen.

Mit den Wochen wird die Abstimmung innerhalb des Teams sicherlich besser werden. Allerdings steht Alba bereits am Dienstag gehörig unter Druck. Beim englischen Club Guildford Heat muss man gewinnen, um noch eine realistische Chance aufs Weiterkommen im Uleb-Cup zu haben. Neben den Langzeitverletzten Goran Jeretin, Johannes Herber und Nicolai Simon wird auch Dijon Thompson noch fehlen.

Alba-Center Patrick Femerling sagte am Samstagabend gelassen: „Wir müssen eh jedes Spiel gewinnen.“ Und außerdem: Dieses Team aus England, dessen Name er leider nicht aussprechen könne, sei auch nicht besser als die Stuttgarter. Deren Platzierung in der Bundesliga würde eh nicht ihr wahres Leistungsvermögen widerspiegeln. Femerling meinte natürlich die Ludwigsburger, wie er entschuldigend nachschob. Die Namen der beiden Städte würde er immer durcheinanderbringen.

Femerling konnte froh sein, dass man mit ihm kein Quiz veranstaltet hatte. „Wie hieß dein letzter Gegner, und wie heißt der nächste?“ Femerling wäre an diesen Fragen gescheitert. Profibasketball ist ein flüchtiges Geschäft und die Terminhatz ist groß.