Angebliche Farc-Geisel ist im Waisenhaus

Kolumbianische Rebellenorganisation bestätigt Ergebnisse einer DNA-Analyse nach gescheiterter Geiselübergabe

BUENOS AIRES taz ■ Der kleine Emmanuel ist nicht mehr in der Gewalt der kolumbianischen Guerillaorganisation Farc. Das ist das Ergebnis einer ersten DNA-Analyse im Auftrag der Staatsanwaltschaft in Kolumbien. Demnach lebt der Junge seit 2005 in einem Heim in der Hauptstadt Bogotá. Kolumbiens Generalstaatsanwalt Mario Iguarán sprach von einer „sehr hohen Wahrscheinlichkeit“, dass es sich bei dem Jungen in dem Heim um Emmanuel handelt.

Der in Geiselhaft geborene Junge sollte zusammen mit seiner 2002 von der Farc verschleppten Mutter Clara Rojas und einer weiteren Frau zwischen Weihnachten und Neujahr freigelassen werden. Clara Rojas, heute 44, war Wahlkampfleiterin der Ex-Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt und wurde mit ihr zusammen 2002 entführt.

Als zweite Frau sollte die 57-jährige Parlamentarierin Consuelo González freikommen, die 2001 verschleppt worden war. Die Farc hatte dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez ihre Freilassung zugesagt. Chávez hatte dazu eigens einen Plan mit internationaler Beteiligung vorgestellt. Die Aktion zur Übergabe im kolumbianischen Urwald war jedoch gescheitert.

Präsident Álvaro Uribe hatte bereits vergangenen Montag erklärt, der Dreijährige sei nicht mehr in der Gewalt der Guerilla, sondern halte sich wahrscheinlich in einem staatlichen Waisenheim in Kolumbien auf. Die Mutter und der Bruder der Entführten hatten sich daraufhin zu dem DNA-Test bereit erklärt. Emmanuel soll in wenigen Tagen der in Venezuela lebenden Familie übergeben werden.

Inzwischen hat auch die Farc („Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“) bestätigt, dass sie Emmanuel nicht mehr gefangen hält. Die Nachrichtenagentur Bolivariana de Prensa hatte am Freitag ein Kommuniqué der Farc vom 2. Januar auf ihrer Internetseite veröffentlicht. Darin heißt es, „die nationale und internationale Öffentlichkeit versteht sehr gut, dass Emmanuel nicht inmitten der Kriegshandlungen (…) Kämpfe und Bombardierungen sein durfte“. Weiter heißt es: „Deshalb wurde der Junge, dessen Vater ein Guerillero ist, in Bogotá bei ehrenwerten Leuten untergebracht, als sich die humanitäre Vereinbarung abzeichnete.“

In dem Kommuniqué macht die Guerilla weiter die Operationen des kolumbianischen Militärs im geplanten Gebiet für das Scheitern der Geiselübergabe verantwortlich. Venezuelas Regierung hat die Bestätigung der Farc begrüßt. JÜRGEN VOGT