heute in bremen
: „Nicht einfach nur krank“

Das Kino 46 zeigt, wie Psychiatrieerfahrene zu Experten in eigener Sache werden

taz: Herr Köster, Sie haben einen Film über das Projekt „Ex-In“ gedreht. Worum geht es dabei?

Jürgen Köster, Regisseur: Es geht darum, dass Menschen, die psychisch erkrankt waren oder sind, zu Experten in eigener Sache ausgebildet werden. Sie werten ihre eigene Erfahrung aus und bringen diese dann in die Arbeit in psychiatrischen Diensten ein.

Wie sieht diese Arbeit konkret aus?

In Birmingham, wo das Projekt schon länger existiert, sind sie zwar gleichberechtigte Mitglieder im Team, machen aber mehr begleitende Arbeit, etwa bei Leuten, die in einer schweren Depression sind. Sie können oft länger sitzen blieben als die Profis, haben auch ein anderes Verständnis, wie sich das eigentlich anfühlt.

Fehlt diesen Menschen nicht die professionelle Distanz?

Das konnte ich jetzt im Film nicht so erleben. Ich hatte eher den Eindruck, dass die Ausbildung hilft, diese Distanz zu entwickeln. Aber auch die ausgebildeten Experten haben zwischendurch mal wieder eine psychische Krise – und gehen dann raus aus der Arbeit.

Bei angehenden PsychologInnen werden oft Einwände erhoben, wenn jene, die das Fach studieren, selbst diese Hilfe brauchen.

Wenn jemand Psychologie studiert und seine eigenen Probleme damit lösen kann, dann ist das doch eine gute Kompetenz. Ich kann das nicht negativ wahrnehmen. Die Menschen hier sind nicht einfach nur krank, sie werden auch als jemand wahrgenommen, der gesellschaftlich etwas leisten kann. INTERVIEW: Jan Zier

„Wer, wenn nicht wir!“ Erfahrene verändern die Psychiatrie, Kino 46, 20 Uhr