Beischlaf als Beiprogramm

Im VW-Prozess sagte der frühere Betriebsrat Hans-Jürgen Uhl über Sexpartys auf Firmenkosten aus

Im Untreueprozess gegen den früheren VW-Personalmanager Klaus-Joachim Gebauer und Ex-Betriebsratschef Klaus Volkert hat der ehemalige SPD-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Uhl gestern vor dem Braunschweiger Landgericht über die „Lustreisen“ aus der VW-Spesenkasse berichtet und die Angeklagten belastet. Uhl erklärte, es habe es sich so ergeben, dass Nachtclubs und Prostituierte besucht wurden. Ihm sei klar gewesen, dass Gebauer die Rechnungen nicht privat bezahlt habe.

Uhl, der Geschäftsführer des VW-Gesamtbetriebsrats war, berichtete, Gebauer habe ihn wohl angesprochen, ob er mitkäme – was dann auch geschah. Gebauer habe ihm zudem Bargeld gegeben. An die Summen könne er sich aber nicht mehr erinnern. „Ich weiß, dass es nicht richtig war“, sagte Uhl.

Im Juni 2007 hatte das Amtsgericht Wolfsburg Uhl zu einer Geldstrafe von 39.200 Euro verurteilt. Uhl hatte nach langem Leugnen gestanden, an den Sexpartys teilgenommen zu haben.

Eine von Gebauers ehemaligen Sekretärinnen sagte aus, sie habe in seinem Auftrag eine Braunschweiger Wohnung angemietet, die „von Herrn Hartz und Volkert genutzt werden“ sollte. Gebauer hätte gesagt, dass die Wohnung für Damenbesuche gedacht sei. Sie sei komplett renoviert worden. Die Belege über die Renovierung habe sie auf Anweisung von Gebauer vernichtet.

Sie und ihre Kolleginnen hätten auch mitbekommen, dass Gebauer bei der Organisation von Reisen auch Hostessen und Clubs ausgesucht habe. „Wir persönlich fanden es nicht richtig“, sagte die Frau. Sich an höherer Stelle zu beschweren sei ihr jedoch nicht in den Sinn gekommen. Ihrer Meinung nach war alles vom Vorstand abgesegnet. Zudem habe sie ihren Arbeitsplatz nicht gefährden wollen.

Heute sagt der frühere VW-Vorstandschef und jetzige Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch erstmals vor dem Braunschweiger Landgericht aus. Er bestreitet jede Verwicklung in die Affäre. MAC / DPA