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Was ist – bitteschön – ein Schrottplatz der untoten Tastentiere? Alle, die zum Beispiel nicht wissen möchten, wie sich die am selben Tag, nur anderen Orts, aufgeführte Heideggerianisierung des Hardcore anhört und –fühlt, können sich im Fundbureau umfassend über diesen Sachverhalt informieren und dazu, so ist es versprochen, auch bewegen. NHF machen improvisierte elektronische Musik zwischen Krach und Tanz und Drum’n’Bass. Trio Konnex, gruppiert um Lutz Büchner, einen der zurzeit bedeutendsten Saxofonisten im Lande, kontern mit Jazz. In Form des Fundbureau Workshop Ensembles wird zudem eine hybride Neugründung präsentiert, deren Improvisationstalent vom Zusammenspiel der dauernd wechselnden Belegschaft abhängen wird. Spätestens dann dürfte man jedoch zumindest schon einmal wissen: Der Schrottplatz der untoten Tastentiere liegt gleich neben dem Labyrinth zerbröckelnder Klangwände. Do, 10. 1., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114 Weniger um Talent, vielleicht nicht einmal in erster Linie um Musik, geht es beim Casino-Abend am Freitag im Hafenklang-Exil, an dem junge Menschen, umzingelt von verschiedenen DJs, verderblichem Glücksspiel und zweifelhaftem Spielspaß wie Roulette, Black Jack, Bingo, Poker, Sportwetten, Schießen und Memory (!) ausgesetzt werden. Fragen nach persönlichem Glück und Unglück sind allerdings hintenanzustellen, denn hier dreht sich alles um die gute Sache – genau genommen um die politische Solidarität mit jenen, die seit vergangenem Jahr mit einer Welle von Ermittlungsverfahren nach § 129a überzogen werden. So macht verlieren Spaß. Fr, 11. 1., 21 Uhr, Hafenklang, Große Bergstraße 178 Wer dann noch ein letztes Hemd hat, verbrenne es und gehe am nächsten Tag nackt zum „Kongress für musikalische Zukunftsfragen“. Auf einem „Pflicht“ genannten Teil widmen sich verschiedene Kulturschaffende Phänomenen wie dem guten Text, dem guten Musikgerät und der Frage, wie man in geschickter Anwendung des einen oder des anderen etwas damit verdient bzw. anders überlebt. Danach geht es dann im „Kür“-Teil um das Wesentliche, präsentiert u. a. von Jacques Palminger und der Atomic Tit Corporation. Palminger, auch bekannt als Teil von illustren Vereinen wie „Studio Braun“, „Dackelblut“ und „Universal Gonzales“, darf ungestraft als hochgradig unterhaltsamer und dabei irgendwie auch entgleister Entertainer bezeichnet werden. Fast schon antithetisch handelt es sich bei ATC um ein wunderbar wenig einzuschätzendes Duo aus Hamburg, das seinen störrischen Monolog über das Überleben und Absterben im Container musikalisch und performativ absichert. Sa, 12. 1., 15 Uhr, Westwerk, Admiralitätstraße 74 Des Ark ist ein Solo-Projekt bzw. ein Duo bzw. eine ganze Band aus Durham/USA. Konstruieren Sie doch einfach eine Traditionslinie aus PJ Harvey, „Team Dresch“, ein wenig „Sleater Kinney“ und viel Cat Power, und Sie haben zwar noch keine ganz genaue Ahnung, können aber wenigstens so tun. In jedem Fall stünde hier, wenn die Welt gerecht wäre, ein kleines Indie-„next big thing“ an, weil die Haltung stimmt, weil die um Queerness und politisch-private Kontroversen gruppierten Texte eine viel bemühte Aufrichtigkeit nicht nur simulieren, weil nicht zuletzt einige Hits aus dem Werk herausragen, die es verdient haben, viel und gerne gehört zu werden. Di, 15. 1., 21 Uhr, Treibeis, Gaußstraße 25 NILS SCHUHMACHER