unterm strich
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Im Alter von 84 Jahren ist der Maler, Collagist, Literat und Lyriker Boris Lurie nach langer schwerer Krankheit in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar 2008 in New York City gestorben. Boris Lurie, 1924 in Leningrad geboren, verlebte seine Kindheit in Riga. Nach seiner Verhaftung 1941 wurde er über eine Reihe von Lagern nach Buchenwald deportiert. Nach der Befreiung emigrierte er mit seinem Vater – seine Mutter, Großmutter, Schwester und Freundin waren in den Vernichtungslagern ermordet worden – in die Vereinigten Staaten. Dort wurde er mit Sam Goodman und Stanley Fisher Begründer der NO!art-Bewegung, einem Amalgam aus Dada, Pop-Art, Collagen-Technik und Agitprop. Anstoß erregten vor allem Luries Cut-up-Collagen von Bildern aus Konzentrationslagern und Pin-up-Girls, Pornografie und Kriegsgräueln. Lurie und seine Kollegen organisierten Ausstellungen, Performances und Happenings, an denen unter anderen auch Yayoi Kusama, Allan Kaprow und Erró beteiligt waren. In Deutschland waren Luries Arbeiten zuletzt 1995 in einer Ausstellung der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (NGBK) in Berlin sowie in der Gedenkstätte Buchenwald von Dezember 1998 bis Mai 1999 zu sehen. Der 2006 entstandene Film „Shoah und Pin ups. Der NO!artist Boris Lurie“ von Reinhild Dettmer-Finke und Matthias Reichelt wird am 21. Februar 2008 im Kommunalen Kino in Freiburg zu sehen sein.