Lauter Comebacks

MANCHESTER RTR ■ Entgegen allen Umfrage-Werten hat Hillary Clinton im US-Präsidentschaftswahlkampf ein Comeback gefeiert. Bei der Vorwahl in New Hampshire setzte sich die 60-Jährige gegen ihren schärfsten innerparteilichen Rivalen, Barack Obama, durch. Die zweite Runde im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten ging mit 39 zu 36 Prozent oder knapp 8.000 Stimmen Unterschied denkbar knapp zugunsten der ehemaligen First Lady aus. Die Meinungsforscher hatten Clinton dagegen teilweise mehr als 12 Punkte hinter dem schwarzen Senator aus Illinois gesehen.

Bei den Republikanern meldete sich der noch vor einigen Monaten komplett abgeschriebene Vietnamveteran John McCain (siehe unten) zurück. Der Senator aus Arizona landete am Dienstag in New Hampshire 5 Punkte vor dem Exgouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, der auf 32 Prozent kam. Der Baptistenprediger und Überraschungssieger von Iowa, Mike Huckabee, wurde Dritter.

Damit ist in beiden Parteien der Wettstreit um die Präsidentschaftskandidatur wieder völlig offen. Bei den Demokraten läuft es auf einen Zweikampf zwischen Clinton und Obama hinaus. Bei den Republikanern kristallisiert sich hingegen immer noch kein Favoritenfeld heraus. Auch New Yorks ehemaliger Bürgermeister Rudy Giuliani, der in New Hampshire Platz vier erreichte, darf weiter hoffen. Mit einer Vorentscheidung wird erst am 5. Februar, dem „Super Tuesday“, gerechnet. Dann halten mehr als 20 Bundesstaaten ihre Vorwahlen ab.

„Ich habe euch zugehört und dabei habe ich meine eigene Stimme gefunden“, rief Clinton ihren jubelnden Anhängern in Manchester zu. „Jetzt lasst uns zusammen Amerika das Comeback geben, das New Hampshire mir gerade gegeben hat.“

Clinton konnte besonders bei Frauen und Senioren punkten. Obama gelang es hingegen nicht, wie in Iowa vor allem jüngere Wähler zu mobilisieren und sich so als Favorit der Demokraten zu etablieren. Dennoch schlug er kämpferische Töne an. „Ich bin Feuer und Flamme und bereit, loszulegen“, versicherte der 46-Jährige seinen Anhängern. Vor ein paar Wochen habe kaum jemand gedacht, dass er so gut abschneiden werde. „Es passiert etwas in Amerika. Wir sind bereit, dieses Land in eine grundsätzlich neue Richtung zu führen.“

McCain wäre mit 71 Jahren der älteste Kandidat, der je eine erste Amtszeit als Präsident antreten würde. Als „Comeback Kid“ könne er denn auch kaum durchgehen, scherzte er. „Aber heute Abend haben wir den Leuten gezeigt, wie ein echtes Comeback aussieht.“ Viele Experten hatten McCain abgeschrieben, nachdem ihm im Laufe der Vorbereitungen auf die Vorwahlen das Geld ausging und er in den Umfragen immer weiter zurückfiel.

Das Augenmerk richtet sich nun auf Michigan, Nevada, South Carolina und Florida, wo noch im Januar Vorwahlen ausgetragen werden. Gerade in South Carolina könnte es sogar schon vor dem „Super Tuesday“ Anfang Februar zu entscheidenden Machtproben kommen. Die große Frage bei den Demokraten ist, wie die schwarze Bevölkerung in dem Bundesstaat abstimmen wird. Sie tendiert zu Hillary Clinton, insbesondere weil ihr Mann Bill bei den Schwarzen hohes Ansehen genießt. Mit Obama bietet sich jedoch erstmals ein Afroamerikaner an, dem echte Chancen im Rennen um das Weiße Haus eingeräumt werden.