US-Kandidat mit Steherqualitäten

Mac is back, Mac is back“, begrüßten begeisterte Wähler und Fans den 71-jährigen Senator aus Arizona. John McCain konnte am Dienstagabend überraschend sein „Comeback“ feiern, nachdem er in den Caucuses von Iowa nur Vierter geworden war.

McCain hat für seinen zweiten New-Hampshire-Sieg hart gearbeitet. Seine Präsidentschaftskampagne drohte im vergangenen Sommer fast zu scheitern, die US-Medien hatten ihn schon abgeschrieben. Erst schien der Senator sich zu wenig von der Bush-Strategie für den Irak distanziert zu haben, dann fehlte Geld, und schließlich musste der langjährige Politiker seine engsten Wahlkampfmitarbeiter entlassen. Doch McCain hat Steherqualitäten. Mit 37 Prozent Zustimmung unter den republikanischen Wählern lässt es sich für McCains „Straight Talk Express“ gut weiterfahren.

Mit diesem „Tacheles-Bus“ war McCain bereits im Wahljahr 2000 durch New Hampshire getourt, so erfolgreich, dass er damals in dem kleinen Bundesstaat glatt gegen George W. Bush gewonnen hatte. Ohne finanzielle Mittel entschied sich McCain vor einem halben Jahr, alles auf eine Karte zu setzen. Er konzentrierte sich nahezu ausschließlich auf New Hampshire. Fans ließen sich offenbar nicht abschrecken von McCains Déjà-vu-Bus, den immer selben Veranstaltungshallen, den immer selben Witzen.

Dass McCain Spaß am Wahlkampf und an der Rund-um-die-Uhr-Aufmerksamkeit hat, das konnte man dem inzwischen völlig ergrauten Mann ansehen. In den letzten Monaten soll er zu mindestens 25.000 Menschen in New Hampshire direkt gesprochen haben, schätzt sein Wahlkampfmanager. Die Mühen haben sich für den als aufrichtig geltenden Mann gelohnt. Seinen größten politischen Triumph der letzten Jahre konnte McCain feiern, als er 2006 als nahezu Einmannopposition der Bush-Administration in Sachen Folter die Stirn bot. Glaubwürdigkeit in Fragen der Strategie und nationalen Sicherheit genießt McCain, weil er als Vietnamkriegskämpfer und Folteropfer des Vietcong im Gegensatz zum Personal der Bush-Administration, „gedient hat“. So sorgte er dafür, dass die Bush-Administration in der Folterfrage endlich in die Defensive geriet. Problematisch, sagen viele Kommentatoren, ist sein fortgeschrittenes Alter.

Doch statt sich darüber Gedanken zu machen, kündigte der ehemalige Kampfpilot am Wahlabend an, die nächsten Vorwahlstaaten Michigan und Nevada fest im Visier zu haben. In Michigan dürfte McCain ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen mit seinem Konkurrenten, dem Mormonen Mitt Romney, erwarten.

ADRIENNE WOLTERSDORF