Von Fischen und Fluchten

Bis Anfang März widmet sich die Informations- und Aktionsreihe „Jenseits der Grenzen“ den verschiedenen Ausprägungen des Rassismus. Und will eine „ganzheitliche“ Auseinandersetzung in Bewegung bringen

Ein wenig zusammengewürfelt erscheint das Programm der Informations- und Aktionsreihe „Jenseits der Grenzen“ auf den ersten Blick. Bis Anfang März haben sich in deren Rahmen 14 verschiedene antirassistische Gruppen und Einzelpersonen vorgenommen, Rassismus „ganzheitlich“ zu verstehen und gemeinsam Strategien zu seiner Bekämpfung zu entwickeln. Bisher 16 Veranstaltungen in Café Knallhart, Kölibri, LIZ, 3001-Kino und Roter Flora widmen sich so unterschiedlichen Dingen wie der Geschichte der Ökologie in rechtsintellektuellen Kreisen, der Selbstorganisation philippinischer Hausangestellter in Griechenland oder der Geschichte und den Hintergründen der Stencil-Kunst.

Erklärtes Ziel der Reihe ist es, zunächst einen Überblick über verschiedene Ausprägungen des Rassismus und seine Hintergründe zu geben, um anschließend verschiedene Widerstandsformen zu diskutieren und zu vernetzen.

Diesen Monat wird dabei vor allem Fragen der Migration nachgegangen: Migrationspolitiken, Situation von Flüchtlingen, Widerstandsformen. Bereits gestern war das aus dem Kanak Attak-Umfeld stammende Konzept der Autonomie der Migration Thema. Dabei wird der Fokus auf die vielfältigen Widerstandspraktiken und Überlebensstrategien von MigrantInnen gerichtet und eine Autonomie der Migration gegen Versuche, sie zu kontrollieren oder zu verhindern, behauptet. Ein Versuch, zugleich zu verstehen und aus der politischen Defensive zu kommen.

Die Frage der Migration wird am kommenden Samstag am selben Ort wieder aufgegriffen. ReferentInnen von Café Exil und „A.R.K. – AntiRassistische Kultur“ beschäftigen sich mit institutionalisiertem Rassismus gegen Flüchtlinge und andere MigrantInnen ohne gesicherten Aufenthaltsstatus: mit dem aktuellen Stand repressiver Gesetze und der sich daraus ergebenden Lebenssituation, mit den juristischen Grundlagen für Solidarisierung und Aktivismus. Längst solidarisch zusammengeschlossen haben sich philippinische Hausangestellte der Selbsthilfeorganisation Datwa in Griechenland. Je 10 Frauen aus der Community werden jährlich öffentlich ausgezeichnet und geehrt. Ein Teil wird ab 31. Januar im Rahmen einer zweiwöchigen Ausstellung im Kölibri vorgestellt.

Welche mörderischen Züge die gegenwärtige Migrationspolitik der EU annimmt, machen diesen Monat dann noch zwei Veranstaltungen deutlich. Am 31. Januar widmen sich Conni Gunßer vom Flüchtlingsrat und Hagen Kopp von „kein mensch ist illegal“ dem „Kampf gegen die illegale Migration“ an Europas Ost- und Südgrenzen, in Marokko und der Ukraine. Dabei wollen sie nicht nur die erschreckende Realität an den Grenzen darstellen, sondern auch die Motiven, Ziele und Aktivitäten von MigrantInnen und AktivistInnen beleuchten. Mit dem Zusammenhang von Fisch und Flucht setzt sich schließlich die gleichnamige Forschungsstelle am 6. Februar im LIZ auseinander. Denn die EU kauft westafrikanische Fischereirechte, die lokalen Fischer gehen leer aus – und ihre Boote werden zu Flüchtlingsbooten. 31.000 Menschen kamen damit 2006 allein auf den Kanaren an. Informiert wird im Rahmen der Veranstaltung über Fischereiabkommen, Bootsflüchtlinge und den EU-Versuch, jene mit militärischen Mitteln am Ankommen zu hindern.

Die Reihe wird bis zum 7. März fortgesetzt. Infos und das gesamte Programm gibt es unter http://www.nadir.org/nadir/kampagnen/jenseits-der-grenzen/. ROBERT MATTHIES

Informations- und Aktionsreihe „Jenseits der Grenzen“ bis zum 7. 3., verschiedene Orte