Parkett aus Kokospalmen

Vom Papp-Stroh-Sandwich bis zum Plexiglas-Raumteiler ist alles drin: Neue Oberflächenmaterialien – ob ökologisch oder einfach optisch motiviert – sind Thema der Architekturmesse „Contractworld“ in Hannover

Vielleicht heißt das Zauberwort „Zweckentfremdung“. Das Spiel mit optischen Gags, auf die noch niemand kam: Interessant bis abseitig sind die Produkte, mit denen Hersteller Kundenwünsche befriedigen oder generieren, wenn es um Material an Außen- oder Innenwand geht. Ein Thema, dem sich auch die heute in Hannover startende Messe „Contractword“ für Architektur und Innenarchitektur widmet.

Zur Dämmung von Dächern gedachte Folie vor eine Fassade zu spannen, den Bodenbelag eines Cafés gleich auch über Theke und Bänke zu ziehen – alles Varianten, die weniger praktischer Notwendigkeit als dem Wunsch nach Originalität entsprangen. Doch dass sich in puncto Material aktuell ein Trend orten lässt, bezweifelt die Kölner Innenarchitektin Birgit Hansen, die sich unter anderem auf Materialberatung spezialisiert hat: „Die Suche nach Neuem währt schon lange“, sagt sie. „Aber die technischen Möglichkeiten sind vielfältiger geworden.“

Zum Beispiel bei der Herstellung von Verbundmaterialien, die oft der Wärmedämmung dienen. „Dies ist in Zeiten des Energiesparens eine wichtige Anforderung an ein Baumaterial“, sagt Hansen. Nicht überraschend also, dass Hersteller durch die Kombination mehrerer Materialien neue Eigenschaften zu erzeugen versuchen. Pappe wird zum Beispiel per „Sandwich-Methode“ mit Stroh kombiniert, um Wärme effektiv zu speichern. Zumindest für Laien überraschend ist andererseits die Idee, nicht Stoff, sondern transparente Folien mit Mikro-Lochung vor die Fensterfront eines Hallenbads zu hängen, um dadurch die Akustik zu verbessern.

Kunststoff eignet sich übrigens auch für diejenigen, die den optischen Kick suchen: In Regenbogenfarben schillerndes Plexiglas kann sich, wer mag, vor den Wohnzimmerschrank oder gleich als Raumteiler ins Zimmer montieren. Ob solch halb poetische, halb schrille Dekoration aber eher Sache der Jungen ist, weiß Birgit Hansen nicht zu sagen. Sie will sich nicht einmal darauf festlegen, dass der – stetig aktuelle – Hang zur metallischen Oberfläche eher selten in Seniorenresidenzen zu finden ist: „Darüber kann ich nicht urteilen“, sagt sie. Gesehen allerdings habe sie es dort noch nie. Aber irgendwann werden auch die alt, die heute jung sind. Und da ist der Rest nur noch eine Frage der Zeit.

Längst nicht mehr aktuell wird dann auch Parkett aus Kokosnuss-Holz sein – derzeit noch der letzte Schrei. „Es ist so stabil wie Eiche, aber optisch nicht so abgenutzt“, sagt Hansen. Wobei anzumerken ist, dass Kokosparkett aus den Stämmen nicht mehr tragender Kokospalmen gefertigt wird. Die werden nach 60 bis 80 Jahre ohnehin gefällt und der Stamm zu Parkett verarbeitet. PETRA SCHELLEN

Contractworld: 12.–15. 1. 2008, Hannover, Messegelände Internet: www.contractworld.com