WAS MACHT EIGENTLICH ... der Mann mit der roten Fahne?
: Abtreten

Wenn das so weitergeht, wird eine Serie draus: Schon wieder macht eine historische Figur von sich reden, deren Schicksal mit dem Reichstag verbunden ist – wenn auch nicht auf solch tragische Weise wie im Fall des angeblichen Brandstifters Marinus von der Lubbe (wir berichteten gestern). Nun ist, berichtet die Komsomolskaja Prawda, der Kriegsveteran Michail Minin im Alter von 85 Jahren gestorben.

Anders als bei von der Lubbe ist der Allgemeinheit kein Bild von Minin bekannt – obwohl genau das in seinem Fall naheliegend wäre. Minin war nämlich der Sowjetsoldat, der als erster das Dach des – damals schon recht ruinösen – Reichstags erklomm, um die Unterwerfung Nazideutschlands symbolträchtig zu bekunden. Historiker berichten, dass der junge Feldwebel am 30. April 1945 gegen 21 Uhr mit seiner Sturmtruppe auf dem einstigen Parlament die rote Fahne hisste.

Moment mal, werden hier ein paar Oberschlaue einwerfen, genau diese Szene ist doch fotografisch verewigt worden, der Rotarmist oben, Hammer und Sichel auf der wehenden Fahne und unten die zerstörte Stadt! Nun, das Bild existiert, allein es ist – wie so viele „historische Augenblicke“ – ein Fake, Tage später für einen Kriegsfotografen nachgestellt. Aber eine Amateuraufnahme hätte vielleicht auch weniger ikonische Kraft entfaltet.

Die Sowjetführung feierte übrigens später zwei andere Unteroffiziere als diejenigen Helden, welche. Trotzdem blieb Minin der Roten Armee sein Leben lang treu und diente ihr bis zum Jahr 1969. CLP FOTO: ARCHIV