Watt wird kein Welterbe

Hamburger Senat stoppt Unesco-Anmeldung. Ausbau des Hafens hat Vorrang. Umweltschützer entsetzt

HAMBURG ap/taz ■ Der Hamburger Senat verschiebt die Anmeldung des Wattenmeers zum Unesco-Weltnaturerbe. Erschwernisse für künftige Elbvertiefungen wären bei einer Nominierung nicht auszuschließen, teilte der Senat am Montag mit. Hamburg will den Fluss unter anderem ausbaggern lassen, um immer größeren Schiffen die Zufahrt in den Hafen zu ermöglichen. Die Hafenwirtschaft reagierte erleichtert, Umweltschützer zeigten sich enttäuscht.

Die Umweltminister von Schleswig-Holstein und Niedersachsen reagierten auf die Hamburger Entscheidung mit Unverständnis und bezeichneten sie als „sachlich nicht nachvollziehbar“. Sie kündigten an, dass ihre Länder gemeinsam an der Antragstellung bei der Unesco festhalten werden. Hamburg habe den geringsten Anteil am Wattenmeer.

Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe begrüßte die Hamburger Entscheidung. Bund, Küstenländer und Hafenwirtschaft wollen bis 2012 etwa 12,6 Milliarden Euro in den Ausbau der deutschen Seehäfen investieren, teilte der Verband mit. Dies dürfe durch die Nominierung des Wattenmeeres als Weltnaturerbe nicht in Frage gestellt werden.

Die Umweltschutzstiftung WWF übte scharfe Kritik an der Entscheidung. „Das ist ein umweltpolitischer Offenbarungseid“, sagte Wattenmeer-Experte Hans-Ulrich Rösner. „Der Hamburger Senat blamiert sich und Deutschland bis auf die Knochen. Nach 16 Jahren Debatte so ein Projekt kurz vor der Unterschriftsreife zu stoppen, ist dreist.“ Der WWF hatte festgestellt, dass 83 Prozent der Hamburger BürgerInnen die Anmeldung des Wattenmeeres als Welterbe befürworten.