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Archiv-Artikel

Israelische Offensive in Gaza

Mindestens 18 Menschen getötet. Palästinenserpräsident Abbas bezeichnet Invasion als Massaker. Baubeginn für Siedlerwohnungen in Ostjerusalem

JERUSALEM taz ■ Mindestens 18 Tote und über 40 Verletzte sind die Bilanz neuer schwerer Auseinandersetzungen zwischen Israel und dem Gazastreifen, nur einen Tag nach Beginn der Friedensverhandlungen. Die Armee war in der Nacht zum Dienstag mit Bulldozern und Panzern in die Stadt Gaza vorgedrungen, um ein Haus zu bombardieren, aus dem zuvor Raketen abgefeuert worden waren. Am Dienstag früh erschoss ein palästinensischer Scharfschütze einen 20-Jährigen aus Ecuador, der in einem Kibbuz bei der Kartoffelernte half.

Bei einem der toten palästinensischen Kämpfer handelt es sich um den Sohn des ehemaligen Außenministers Machmud al-Sahar, des letzten noch lebenden Mitbegründers der Hamas. al-Sahar gilt als einer der radikaleren unter den Islamisten und hatte 2004 seinen ältesten Sohn bei einem israelischen Angriff verloren, der ihm selbst gegolten hatte. Die Eskalation sei das Resultat des Besuchs von US-Präsident Georg W. Bush in der vergangenen Woche. „Was passiert, muss all jene beschämen, die mit dem Verbrecher Bush und mit den Zionisten kooperieren“, meinte al-Sahar in Anspielung auf die Fatah und die arabischen Führer, die Bush empfangen hatten. „Heute töten sie unsere Söhne, morgen werden es eure sein.“

Die Armee nimmt gezielt Hinrichtungen vor und bombardiert Werkstätten, in denen die Kassamraketen der Hamas gefertigt werden. Vor und während der Bush-Reise hatten die Extremisten den Raketenbeschuss intensiviert. Die Hamas erinnerte damit an den Gazastreifen und daran, dass sie einen Alleingang von Palästinenserpräsident Machmud Abbas im Friedensprozess nicht zulassen wird.

Abbas’ Sprecher Nabil Abu Rudeine verurteilte die Invasion der Armee, nannte sie ein „Massaker“ und eine „barbarische Aktion“, die die Situation nur zusätzlich eskalieren werde. Schon kündigte al-Sahar eine Reaktion an und warnte die Israelis davor, sich in Sicherheit zu wiegen.

Israels Premier Ehud Olmert zögert, einem großangelegten Truppeneinmarsch zuzustimmen. Bisherige Invasionen führten im besten Fall zu einer zeitweiligen Schwächung der Extremisten. Dennoch spricht Verteidigungsminister Ehud Barak seit geraumer Zeit von der Notwendigkeit einer „massiven Operation“ im Gazastreifen, lässt die Öffentlichkeit über seine Ziele aber vorläufig im Dunkeln. Möglich ist, dass er auf die Zerschlagung der Hamas-Milizen hofft, um anschließend der Fatah und Abbas die Rückkehr in den Gazastreifen zu ermöglichen.

In Ostjerusalem sind unterdessen die Bauarbeiten an 60 neuen Wohneinheiten aufgenommen worden. Die Siedlung Maaleh Haseitim liegt im arabischen Wohnviertel Ras al-Amud. Das Land hatte der amerikanische Millionär Irwin Moskowitz vor 15 Jahren von Palästinensern erworben. SUSANNE KNAUL