Off-Kino
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Seit Beginn der 1930er-Jahre fand die schlechte wirtschaftliche Situation der Bevölkerung ihren Widerhall auch in den Musikkomödien der Ufa. Man denke an „Die Drei von der Tankstelle“, die besagtes Geschäft eröffnen müssen, weil es angesichts ihres Bankrotts mit dem Nichtstun vorbei ist, oder an „Ein blonder Traum“, in dem Lilian Harvey zwar von einer Hollywood-Karriere fantasiert, am Ende aber mit einem Fensterputzer im ausrangierten Eisenbahnwaggon glücklich wird. Natürlich ging es dabei nicht um eine realistische Schilderung des Lebens der „kleinen Leute“, sondern immer noch um Wirklichkeitsflucht mit Wir-lassen-uns-nicht-unterkriegen-Mentalität – und doch reflektieren diese Filme ihren eigenen Eskapismus-Charakter auf zum Teil sehr interessante Weise. So auch „Ich bei Tag und Du bei Nacht“ (1932) von Ludwig Berger. Ausgangspunkt seiner Komödie ist ein Zimmer, das nachts an die Maniküre Grete (Käthe von Nagy) und tags an den Aushilfskellner Hans (Willy Fritsch) vermietet ist. Zwar haben sie sich noch nie gesehen, doch jeder verabscheut den anderen inständig – bis sie sich eines Tages unerkannt treffen und sich durch eine Verwechslung auch noch gegenseitig für reich halten. Kommentiert werden die Szenen ihres Lebens und ihrer Träume einerseits durch die Vermieterin und andererseits durch ironisierte Ausschnitte einer fiktiven, besonders eskapistischen Filmoperette, die im Kino nebenan läuft. Dort schwelgt ein Liebespaar in Pomp und Prunk, derweil die Comedian Harmonists in ihrem Lied „Wenn ich sonntags in mein Kino geh’“ singen: „Alle Tage Sekt und Kaviar und ein Auto und ein Schloss sogar…“ Bei Hans und Grete reicht es hingegen nur zur Taxifahrt nach Sanssouci, und die ist schon teuer genug.

Zu den schönsten Formen des Animationsfilms zählt die Knetanimation, und zu den hübschesten Beispielen dieser Gattung gehören die mit britisch-trockenem Humor erzählten Geschichten um den Erfinder Wallace und seinen Hund Gromit, die Regisseur Nick Park in den 1990er-Jahren ins Kino brachte. „Unter Schafen“ lässt von Beginn an ein leichtes Horrorgefühl aufkommen und berichtet, wie Käseliebhaber Wallace sich in eine zarte Liebesgeschichte mit der Wollladenbesitzerin Wendoline verstrickt, derweil Gromit zwischenzeitlich als vermeintlicher Schafskiller zu lebenslänglichem Gefängnis verurteilt wird. Eigentlicher Star des Films ist jedoch Shaun das Schaf, das beim Finale in der Hundefutterfabrik dem fiesen Cyberhund Preston endgültig das Handwerk legt und mittlerweile ganz zu Recht seine eigene mordskomische Serie mit Kurzfilmen bekommen hat.

Ästhetisch am Film noir orientiert, ist François Truffauts letzter Film „Auf Liebe und Tod“ (1982) doch vor allem eine amüsante Hommage an die britischen Filme des Idols Alfred Hitchcock. Natürlich gibt es einen unschuldig Verfolgten (Jean-Louis Trintignant), aber auch sehr witzige Dialoge und jede Menge falsche Fährten. Ein unfreiwilliger, aber wundervoller Abschluss im Werk des Regisseurs. LARS PENNING

„Ich bei Tag und Du bei Nacht“ 17. 1. im Arsenal 2

„Wallace & Gromit unter Schafen“ 17.–23. 1. Kant

„Auf Liebe und Tod“ (OmU) 17./19. 1. im Lichtblick