Merkwürdige Mechanismen

betr.: „Riestern für Geringverdiener“, taz vom 11. 1. 08

Die Mechanismen, mit denen solche Themen durch die Presse wandeln, sind schon merkwürdig: Heute schreibt ihr, „Monitor“ hätte es „recherchiert“, dabei habt ihr es vor nicht mal zwei Monaten selbst berichtet: „Wer im Alter auf die Grundsicherung angewiesen ist, darf nach geltender Rechtslage das Riester-Kapital nicht behalten. Das Angesparte wird als Einkommen angerechnet“ (17./18. 11. 07). Dieser Artikel beruhte womöglich auf einem wenige Tage zuvor im Ersten ausgestrahlten Beitrag von „Plusminus“ mit haargenau demselben Thema („Grundsicherung schluckt Riesterrente“). Auch in „Plusminus“ wurde, wie in „Monitor“, eine Betroffene porträtiert, die riestert, obwohl sie dadurch im Alter keinen Cent zusätzlich zur Verfügung hat. Auch vor zwei Monaten gab es anschließend heftiges Pressegewurle, und etliche „Experten“ gaben ihren Senf dazu.

Meines Erachtens gab es da gar nicht groß was zu „recherchieren“, denn wer Einkommen hat, bekommt keine Grundsicherung, und Renten sind Einkommen. Dieser einfachen Rechnung zufolge haben bei Einführung der Riesterrente etliche (vor allem Frauen) meines Kollegen- und Bekanntenkreises, die zu der Zeit Ende dreißig bis Mitte vierzig waren, sich bewusst gegen das Riestern entschieden, weil es sich nicht lohne. Inzwischen bekommt jedes Mitglied der gesetzlichen Rentenversicherung einen jährlichen Bescheid, wie hoch die Rente voraussichtlich ausfallen wird, und kann unmittelbar ablesen, ob es damit über die Grundsicherung kommt. Das einzig Neue, was der „Monitor“-Beitrag gebracht hat, ist die Größenordnung, in der in einigen Jahren Menschen von Altersarmut betroffen sein werden! Aber dieses Fass aufzumachen, hat selbst die kritischere Presse wohl keinen Mumm. ELLEN ROMBOY, Berlin