WAS MACHT EIGENTLICH ... der Fuchs?
: Verliebt durch die Stadt flanieren

Die Kastanienallee ist ein Ort für Flaneure. Der Fuchs, der am Mittwochabend von dort in die Schwedter Straße abbog, kannte sich offenbar aus. Die darob erstaunten Passanten jedoch entpuppten sich als langjährige Ignoranten lokaler Trends. Denn einen Fuchs in der City müsste mittlerweile jeder mal getroffen haben. Das meint zumindest Derk Ehlert, der Wildtierbeauftragte Berlins.

Einige Tiere kennt er sogar persönlich. Etwa den Fuchs, der jahrelang in der Ruine des Palastes der Republik lebte. Der sei inzwischen auf die Museumsinsel umgezogen. Rund 1.600 Rotschwänze, schätzt Ehlert, leben in Berlin. Am Breitscheidtplatz, am Alex, selbst in U-Bahn-Schächten wurden schon Füchse gesichtet. Hier fallen ihnen die Reste der Wohlstandsgesellschaft als Futter quasi in den Schoß. Je nach Geschmack richten sich die Tiere ihr Revier in der Nähe von Hamburger-Restaurants oder vom Kanzleramt ein.

Dass sich die Füchse derzeit selbst tagsüber blicken lassen, liege an der Ranzzeit, erklärt Ehlert, „die Rüden sind gerade total verliebt“.

Vor zu großer Tierliebe jedoch warnt der Wildtierbeauftragte. Obwohl einige schlaue Füchse schon das Kindchenschema durchschaut hätten und ganz süß um Futter betteln, solle man ihnen nichts geben, bittet Ehlert. Denn wenn die Tiere weiter ihre natürliche Scheu verlieren, führe dies zu Konflikten. Und darunter hätten letztlich nur die Füchse zu leiden. Wer bei der Rauchpause vor den Szenekneipen auf der Kastanienallee von einem Fuchs angeschnorrt wird, sollte folglich hart bleiben. GA FOTO: REUTERS