hamburger szene
: Unmessbar autofrei

Es ist vier vor zwölf. Ein adretter Mittvierziger lächelt in die Kameras. Kein Schweißtropfen glänzt auf seiner Stirn: Hamburgs Umweltsenator Axel Gedaschko ist sechs lange Minuten Fahrrad gefahren beim freiwilligen autofreien Sonntag am morgigen Sonntag inmitten eines bunten Programms auf dem Jungfernstieg. Das sei „organisatorisch so vorgesehen“, wies er gestern grinsend die in Frageform geäußerte Vermutung zurück, sein Kurzauftritt könne „konditionell bedingt“ sein.

Häufiger mal das Auto stehen zu lassen, sei sinnvoll für das Klima und den eigenen Geldbeutel, findet der Christdemokrat, aber gezwungen soll niemand werden. Denn er wolle das Auto ja nicht verteufeln, sagt Gedaschko, und das will der Verein, den er als „geborenen Partner“ für einen autofreien Sonntag präsentiert, auch nicht. Es klinge „vielleicht nach Neuland, wenn der ADAC plötzlich für Umweltschutz ist“, räumt dessen Vorstandsmitglied Hartwig Goldenbaum ein. Das sei aber ein Irrtum, denn bereits Anfang der 1980er Jahre habe der ADAC Hansa eine Katalysatorenausstellung in Hamburg organisiert.

Und keine drei Jahrzehnte später schon dürfen alle HamburgerInnen, die das möchten, mal einen Sonntag ohne Auto verbringen. Denn das gehe nur freiwillig, glaubt Goldenbaum, Repression bringe da nichts, schließlich hätten Autofahrer ja nichts verbrochen. „Ein neues Bewusstsein schüren“ würde der ADAC Hansa aber gern. Denn so ein autofreier Sonntag würde wohl eher „keine messbare Wirkung haben“. SVEN-MICHAEL VEIT