Bessere Verkehrsinsel

Alfred-Döblin-Platz

Ist ja eh Blödsinn mit einem Alfred-Döblin-Platz in Kreuzberg. Natürlich liegt der wahre Döblin-Platz ein paar Kilometer weiter nördlich. Aber der heißt ja schon Alexanderplatz. Man wollte wohl keinen Unfrieden stiften durch eine Umbenennung. Hätte auch seltsam geklungen: „Wir sehn uns dann am Alfred.“ Auch für Döblin und seinen Nachruhm wäre eine Umbenennung nicht sonderlich zuträglich gewesen. Wer würde heute noch ein Buch kaufen, das nach einem Platz heißt, den keine Straßenkarte mehr verzeichnet?

Das hat Döblin also davon. Jetzt steht das Schild mit seinem Namen eben unweit der Oranienstraße an einem Ort, den man nur mit sehr viel gutem Willen Platz nennen kann. Bessere Verkehrsinsel trifft den Sachverhalt eher. Nur durch die wenigen Bäume und Büsche, die anstelle von Absperrpollern hier stehen, unterscheidet er sich von einem Mittel zur territorialen Verkehrsregulierung. Windschief steht das kleine Schild mit dem Dichternamen, als würde es sich beschämt abwenden.

Immerhin: Die beiden grünen Bänke samt je einem Mülleimer im klassischen BSR-Orange, die sich in aller Steifheit gegenüber stehen, sehen fast schon wie eine kleine Installation aus. Der Altglascontainer, der zusammengeschmolzen auf dem Pflaster liegt, ist dagegen ganz eindeutig ein Opfer der letzten Silvesternacht.

Ein paar Meter weiter gibt es noch eine andere Brachfläche. Die hätte man gut und gern zum Alfred-Döblin-Platz hinzunehmen können, damit er nicht ganz so kläglich daherkommt. Aber hier wartet man anscheinend noch auf einen großzügigen Bauherrn. Oder darauf, dass man bald ein Günter-Grass- oder Martin-Walser-Schild aufstellen kann. Je nachdem.

WIEBKE POROMBKA