daily dope (252)
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Im Journalismus gibt es verschiedene Herangehensweisen. Angestellte wie der ARD-Moderator Michael Antwerpes präsentieren ein Produkt. Sie reden mit Biathleten kumpelhaft – Oberflächlichkeit schafft Quote. Auf der anderen Seite gibt es Journalisten, die sich sorgfältig einem Gegenstand widmen. Das nennt sich dann Recherche. Darin übte sich wieder einmal ARD-Mitarbeiter und Antidopingspezialist Hajo Seppelt. Er machte – freilich ohne ARD-Autorisierung – öffentlich, dass es Verdachtsmomente wegen Blutdopings gegen deutsche Wintersportler gebe. Eine Eilmeldung wurde über den Ticker geschickt. Die Nachrichtenagentur dpa machte aus einem Konjunktiv ein Faktum („Wie die ARD weiter erfuhr, haben mindestens 30 Sportler die Dienste der Blutbank in Wien in Anspruch genommen“) – und schon rollte die Nachrichtenlawine los. Das Problem dabei: Dem Drängen der Sportverbände und auch der ARD, Namen zu benennen, konnte Seppelt (noch) nicht nachkommen, da seine Informanten offenbar stark unter Druck stehen. Seppelts Crew hätte also vor allem Zeit und Unterstützung gebraucht, doch was machte die ARD? Sie schickte Biathlon-Präsentator Antwerpes vor und ließ ihn eine peinliche Entschuldigung formulieren: „Es ist nicht vertretbar und mit unserer Berufsauffassung nicht vereinbar, wenn solche Pauschalverdächtigungen erhoben werden, ohne dafür belegbare und nachprüfbare Fakten zu haben.“ Der deutsche Skiverband nahm die Entschuldigung sofort an, sicherlich hoch erfreut über diese Art der Unterwürfigkeit. Bengt Saltin, der frühere Vorsitzende des medizinischen Komitees des Welt-Skiverbands, sagte derweil, er wisse auch von Biathleten, die in Blutmanipulationen in drei österreichischen Labors verstrickt seien. Gut möglich, dass sich die ARD bald wieder von einem ihrer Mitarbeiter distanzieren muss. TAZ