Tübingen ist ein Schrank

betr.: „Es kommt aus dem Schrank“, taz vom 12./13. 1. 08

Brigitte Werneburg bemüht sich bei ihrer Besprechung einer Ausstellung nicht zu kaschieren, dass das Universitätsmuseum Tübingen keine Reise wert ist – auch nicht für die Autorin. Kokett spielt diese damit, eben nicht in Tübingen gewesen zu sein. Denn letztlich reiche es, den hochgelobten Katalog in der Hand, einen Streifzug durch andere Unis zu machen, durch die des heimeligen Berlins etwa oder des mondänen Münchens. Werneburg zeichnet mit dieser Sicht auf den Campus Tübingen (eine Stadt kann man es wahrlich nicht nennen) die Lage aller hier nicht Geborenen nach: Faszination vor der intellektuellen Produktion, dem Wissen und den geistigen Größen, die hier repräsentiert werden, und gleichzeitig die Erkenntnis, dass man nicht hier sein, innerhalb einer stetigen Repräsentation nicht präsent sein kann. Der Artikel schaufelt also die leise Ironie einer parabelartigen Ausstellung frei: Tübingen selbst ist ein Schrank. PABLO V. FRANKENBERG, Tübingen