Tim Borowski, nächster Ballack
: Reif für die Chef-Rolle

TOM BOROWSKI, 27, wurde bereits zweimal Spieler des Monats: im Mai 2004 und im November 2005. FOTO: DPA

Er sollte der nächste Ballack werden: Tim Borowski, dieser große Blonde mit den schwarzen Schuhen. Es gab einfach zu viele, wenn auch oberflächliche Gemeinsamkeiten zwischen diesen beiden Mittelfeld-Chefs. Dominant sind sie, torgefährlich. Ihr Spiel bewegt sich in der Grauzone zwischen Selbstbewusstsein und Arroganz. Was bei Borowski meist auf seine imposante Körpergröße geschoben wurde. Traumtore und Bilderbuch-Pässe mit Zuckerguss obendrauf zeigten oft genug: Ich, Borowski, darf das.

Doch in Bremen hat die Entwicklung des gebürtigen Neubrandenburgers zuletzt stagniert. Immer wieder bremsten ihn schwere Verletzungen aus. Anstatt angreifen zu können, verkümmerte er in der Endlosschleife diverser Comebackversuche. Sein Frust entlud sich in einem Streit mit Werder-Trainer Schaaf, nachdem der ihn zum Ausklang der Hinrunde gegen Leverkusen noch vor der Halbzeitpause auswechselte. Ohne Borowski überrollte Werder Bayer dann mit 5 : 2. Ganz Bremen hatte ein vorweihnachtliches Lächeln auf den Lippen – nur Borowski schmollte.

Mit dem anstehenden Wechsel zum FC Bayern scheint Borowski zurückgefunden zu haben auf den Weg seiner Bestimmung, eben, der nächste Ballack zu werden. Aus dem Talent mit blondem Mittelscheitel ist an der Weser ein gestandener Profi aus dem Dunstkreis der Nationalmannschaft geworden, glaubt man Uli Hoeneß. Wie Ballack halt. Den hatte der Uli dem Calli auch erst ausgespannt, als er sich zu einem Führungsspieler entwickelt hatte. So machen das die Bayern ja schon immer. In Bremen könnten sie davon ein Lied singen: einen Freestyle-Rap mit den Worten Klose, Ismaë l, Herzog, Pizarro. Stets warteten die Münchner, bis ein Spieler richtig reif war. Bei Borowski jedenfalls passte es: Spieler und Zeit schienen reif – und das ablösefrei.

2010, das hat Borowski dem Magazin 11 Freunde erzählt, will er die Nationalmannschaft zum WM-Titel führen. Vielleicht an Ballacks Seite – aber lieber als alleiniger Chef im Mittelfeld. Jetzt kann der 27-Jährige bei Klinsmanns Bayern schon mal zeigen, ob er dazu in der Lage ist. LUCAS VOGELSANG