heute in bremen
: „Was ist schon ein Todesfall?“

Die Klinik-Seelsorge richtet heute in Huckelriede eine Trauerfeier für tot- und fehlgeborene Kinder aus

Sie richten eine Trauerfeier aus für Kinder, „die nie das Licht der Welt erblickt“ haben. Was bedeutet das genau?

Ulrike Ernsing, Seelsorgerin im Klinikum Links der Weser: Fehlgeburten und abgetriebene Föten galten bis vor einigen Jahren als „bioethischer Abfall“. Sie wurden als Klinik-Sondermüll verbrannt und ihre Asche wurde teilweise sogar als Beimischung für Straßenbelag entsorgt. Das fanden wir und viele Eltern sehr bedrückend. Seit sechs Jahren organisieren wir deshalb drei Mal im Jahr eine Trauerfeier für ungeborenes Leben.

Wie sieht die aus?

Wenn es zu Fehlgeburten oder Abtreibungen kommt, werden die sterblichen Überreste in der Pathologie verwahrt. Die Eltern werden in ihrer Trauer von uns begleitet, sie bekommen eine Mappe und eine Kerze. In der Woche vor der Trauerfeier werden die Überreste aus allen Bremen Kliniken gemeinsam in einem Krematorium eingeäschert. Nach der Trauerfeier auf dem Huckelrieder Friedhof werden sie in einer Gemeinschaftsurne beigesetzt.

Es ist also eine christliche Trauerfeier?

Die Trauerfeier ist überkonfessionell. Auch muslimische Eltern nehmen daran teil.

Sprechen Sie in diesem Zusammenhang von „Todesfällen“?

Wir verwenden die Formulierung „Kinder, die nie das Licht der Welt erblickt haben“. Aber was ist schon ein Todesfall? Für schwangere Frauen sind das Kinder, die real existiert haben. Eltern trauern um solche Kinder, manchmal ebenso, wie wenn geborene Kinder sterben.

Fragen: Christian Jakob