Fanatische Wiederaufbaugegner

„Schauspiel der Geschichtsvergessenheit“, taz nord vom 19. 1. 2008

Die Verachtung, ja der Hass von Maximilian Probst auf die Teilrekonstruktion von Schloss Herrenhausen in Hannover ist für mich nicht nachvollziehbar. Wie verzweifelt müssen die Verfechter einer kompromisslosen Funktionalmoderne sein, wenn sie eine solche Schlammschlacht nötig haben. Statt sich einer sachlichen Diskussion zu stellen, werden Rekonstruktionsbefürworter als „Kranke“ bezeichnet – Hanno Rautenbergs „Rekonstruktivitis“ –, als finstere Reaktionäre oder indirekte Nazis. Dieser Hass auf eine andere Auffassung ist fanatisch und totalitär. Mit ihrer aggressiven Sprache sind die Gegner dieser Projekte für eine wirkliche Geschichtsklitterung verantwortlich. Viele NS-Funktionäre wollten Geschichte vernichten und durch eine radikale Moderne im Sinne der NS-Weltanschauung ersetzen. Vielleicht sollte sich Probst einmal mit dieser Zerstörung europäischer Stadtkultur auseinandersetzen. Warum haben Franzosen und Polen ihre zerstörten Zentren rekonstruiert? Unter den Verheerungen der Star-Wars-Architektur der 60er und 70er Jahre – die durch jene Architekten, die in der Hitler-Jugend groß geworden sind, realisiert wurden – leiden die Anwohner bis heute.

MARKUS ERICH-DELATTRE, Hamburg