Dorf der Unbeugsamen

Ulf Alberts Doku „im öffentlichen interesse“ beschreibt den Kampf der NeuenfelderInnen gegen die Verlängerung der Airbus-Landebahn – und um Gerechtigkeit. Heute kommt der Filmemacher mit Betroffenen ins Lichtmess

Es sei der teuerste deutsche Film aller Zeiten, werben Ulf Albert und Christine Burkart für ihr Dokumentationsfilmprojekt „im öffentlichen interesse“. Für die Fertigstellung des siebzigminütigen Streifens über den aussichtslosen Kampf der BewohnerInnen des kleinen Dorfes Neuenfelde gegen die schließlich umgesetzten Landebahnverlängerungspläne des Flugzeugbauers Airbus und der Stadt Hamburg seien nicht nur drei Jahre Arbeit, 130 Stunden Material, zehn Kisten Bier und ungezählte Kümmel benötigt worden, sondern auch 83 Millionen Euro – 33 Millionen mehr als für den offiziell bislang teuersten deutschen Film „Das Parfüm“.

83 Millionen Euro, so viel verschlang indes nur ein einziger Protagonist: die nunmehr dreieinhalb Kilometer lange Landebahn für den A 380, die das kleine Dorf am Rand des Alten Landes nicht nur räumlich tief gespalten hat. Von unschätzbarer Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland sei es, dass der Bau dort gelinge, polterte der heute vom Parteirausschmiss bedrohte damalige Superminister Clement: „Dem hat sich alles andere unterzuordnen!“

Doch ein Teil der NeuenfelderInnen leistet Widerstand, allen voran die streitbare Obstbäuerin Gaby Quast und ihr „Schutzbündnis für Hamburgs Elbregion“. „Entzwei und gebiete“, lautet die Antwort der Befürworter, die Stadt versucht, den Plan mit allen Mitteln durchzusetzen. Psychologischer und finanzieller Druck sowie massenmediale Skandalisierung treiben einen tiefen Spalt in die Dorfgemeinschaft. Die einen werden zu Dissidenten, die anderen zu Verrätern. Die Landebahn wird schließlich gebaut, kurz darauf kommt es bei Airbus zu Lieferproblemen. Statt um 4.000 neue Arbeitsplätze geht es nun um Stellenabbau.

Alberts Film beschreibt die Geschichte dieses Widerstandes, erzählt von den Wunden, die er bei den Menschen hinterlassen hat. Davon, wie schnell große Pläne an der Wirklichkeit scheitern. Zur Vorstellung heute Abend bringt Regisseur Albert dann sogar ein paar NeuenfelderInnen mit. ROBERT MATTHIES

Do, 24. 1., 20 Uhr, Lichtmess, Gaußstraße 25